Vermischtes
Newsroom

Journalistinnenbund: Qualität, Menschenrechte und Gender

Journalistinnenbund kooperiert mit Verein „ProQuote“ und mit Kolleginnen im arabischen Raum. Ehrungen für herausragenden Journalismus überreicht.

München – Einen vollen Erfolg kann Vorsitzende Andrea Ernst nach der Jahresta-gung vermelden. Der Journalistinnenbund stehe für den Dreischnitt Qualität im Journalismus, Menschenrechte und Gender“.

Rund 200 Journalistinnen aus dem gesamten Bundesgebiet, Österreich und dem arabischen Raum trafen sich am Wochenende in München unter dem Motto „Macht. Weiter. Denken. Frauen in Medien und Gesellschaft“.

Mit Blick auf die aktuelle Diskussion um die gesetzlich verankerte Frauenquote für die gesamte Wirtschaft und die Pro-Quote-Forderung für die Medien stellte Ernst fest: „Die Bilanz der letzten 25 Jahre ist insgesamt positiv. Diese Frauengeneration hat eine Bildungsrevolution erlebt. Dennoch sehen wir, dass die gläserne Decke in den Chefetagen und Chefredaktionen erstaunlich stabil ist.“ Zugleich forderte Ernst die Journalistinnen auf, mit ihrer Macht bewusst umzugehen: „Als Journalistinnen haben wir bereits Macht – durch unsere Themen und Ideen, durch die Informationen, die wir verbreiten, durch die Öffentlichkeit, die wir herstellen.“

Keynote von Amelie Fried

Als Gastrednerin wies die Journalistin und Autorin Amelie Fried darauf hin, dass die Entscheider in den Medien großen Einfluss darauf haben, welche Rollenklischees und Stereotypen in den Medien und damit in die Gesellschaft transportiert werden – nicht nur in den Nachrichten, sondern auch im fiktionalen Bereich. Schon bei der Rollengestaltung von Heldinnen in Kinderserien werden althergebrachte Klischees transportiert und damit gefestigt. „Im Kinderfernsehen sind Mädchenfiguren entweder rothaarig und exzentrisch – oder blond, hilflos und angepasst, also wie Pippi Langstrumpf oder Annika.“

In Studien sei nachgewiesen worden, dass „die MedienmacherInnen ihre Vorstellungen von Mann und Frau im Produktionsprozess mit einfließen lassen.“ Da überwiegend Männer die Entscheidungen in den Medien träfen, „erscheinen Frauen deshalb so, wie sie von Männern gesehen werden.“ Frauen in den Medien ihrerseits zeichneten gern ein Bild von Männern, das mehr ihrem eigenen Wunschbild vom anderen Geschlecht entspreche als der Realität.

Zusammenarbeit mit „ProQuote“

Der Journalistinnenbund gratulierte „ProQuote“ zum Erfolg ihrer Initiative und zur Gründung des Vereins. Die früheren Vorsitzenden Eva Kohlrusch und Ulrike Hel-werth erinnerten in einem Workshop mit ProQuote-Vertreterinnen daran, dass man sich in dieser Forderung einig sei: „Wir setzen uns schon sehr lange für die Quote ein. Wir wissen aber auch um die „Mühen der Ebenen“, die es jetzt anzugehen gilt.“ Wie konkret zusammengearbeitet werden soll, wird in weiteren Gesprächen geklärt.

Ein weiterer Höhepunkt des Workshop-Programms war die Diskussion mit Kollegin-nen aus dem arabischen Raum: Mit Amani Eltunsi aus Kairo, Gründerin des ersten Frauen-Internetradios im Nahen Ostens, Afef Abrougui, Bloggerin und Journalistin aus Tunis, Rula Asad, Journalistin aus Damaskus, die derzeit im deutschen Exil lebt,  und Stephanie Dötzer, die als freie Journalistin über die arabische Welt berichtet und zuvor in Katar für "Al Jazeera" gearbeitet hat. Es wurde deutlich, wie unterschiedlich die Situation in den einzelnen Ländern ist und welche Herausforderung es für europäische Kolleginnen und Kollegen bedeutet, über diese Lebenswirklichkeit angemessen und differenziert zu berichten.

Die Veranstaltung war zugleich der Auftakt für das Projekt „brave“ , mit dem die Journalistinnen im arabischen Raum unterstützt werden sollen. Das Projekt wird vom Auswärtigen Amt unterstützt.

Kemper und Osius ausgezeichnet

Mit einem Festimpuls der Gründungs- und Ehrenvorsitzenden Gisela Brackert und der Ehrung herausragender Journalistinnen fand die Tagung am Sonntag im Rah-men einer festlichen Matinée im Bayerischen Rundfunk ihren Abschluss. Die Hedwig-Dohm-Urkunde für besondere Verdienste im Journalismus wurde an die rbb-Hörfunk-Redakteurin Magdalena Kemper übergeben. Den Nachwuchspreis „Andere Worte – neue Töne“ erhielt die WDR-Journalistin Anna Osius.


Ab 2013 wird dieser Preis um die Kategorie „Online“ erweitert und umbenannt: Er wird zu Ehren seiner Stifterin dann als „Marlies Hesse Nachwuchspreis“ vergeben.