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Klinikboss scheitert mit Zeitungsverbot in Ostfriesland

Ein Klinikchef in Ostfriesland wollte vier Lokalzeitungen wegen kritischer Berichterstattung aus seinen Häusern verbannen – und ist damit gescheitert. Der Chefredakteur der Ostfriesischen Nachrichten, Stephan Schmidt findet das Vorgehen skandalös.

Björn Czieslik berichtet bei turi2, dass vier Lokal­zeitungen aus Ostfries­land als vorläufiger Sieger aus einem Streit mit den Kliniken in Aurich, Emden und Norden hervorgehen. Der Geschäfts­führer der Träger­gesell­schaft, Dirk Balster, hatte angeordnet, dass die Lokal­zeitungen "Ostfriesische Nachrichten", "Ostfriesen-Zeitung", "Emder Zeitung" und "Ostfriesischer Kurier" nicht mehr in den Kiosken und Cafés der Kliniken verkauft werden dürfen. Nach einem Macht­wort des Auf­sichts­rats der Träger­gesell­schaft wird die Maßnahme nun zurück­genommen, die Zeitungen sind wieder im Verkauf.


Voraus­gegangen war Ende Juli der Vorwurf von Balster, die ost­frie­sischen Tages­zeitungen würden tendenziös berichten und stellten "immer wieder die Ver­sorgungs­qualität" seiner Kliniken infrage. Aus "aus­gewählten, aus dem Zusammenhang des gesamten medizinischen Verlaufs gerissenen Einzel­fällen" würden "strukturelle Qualitäts­mängel beschworen", so Balster. Die Anfrage einer Journalistin der Zeitungen hatte der Klinik-Chef samt Fragen­katalog und seiner Antworten öffentlich gemacht. In einem offenen Brief haben die Chef­redaktionen der Zeitungen die Vorwürfe zurück­gewiesen. Es sei die "originäre und unverzichtbare Aufgabe" von Tageszeitungen, "Missstände und Kritikpunkte im öffentlichen Interesse zu recherchieren, zu hinter­fragen und transparent zu machen", "auch und gerade dann, wenn es unbequem ist".

Zuletzt hatten die Kliniken den Verkauf der Zeitungen gestoppt. Ein Sprecher begründet die Maß­nahme damit, dass man "verstärkt Rück­meldungen von Patienten erhalten" habe, die durch die Bericht­erstattung "sehr beun­ruhigt waren". Daher nehme man die Titel "zum Schutz unserer Patienten" aus dem Verkauf.

 

"ON"-Chef­redakteur Stephan Schmidt sieht den Fall anders: "Nach Gutsherrenart" habe Balster versucht, "die freie Presse mundtot zu machen". Er schreibt in seinem Kommentar weiter: "Die Patienten, die sich in [Balsters] Obhut begeben, schneidet er von Informationen aus den ihnen vertrauten Tageszeitungen ab. Er versucht es zumindest." Der Journalist Schmidt verweist auf die hohen Online-Reichweiten der ostfriesischen Medien: Das Internet werde Balster in seinen Häusern den Patienten wohl kaum verbieten können.

 

Auf Weisung des Auricher Land­rats und des Emder Ober­bürgermeisters, die abwechselnd Chefs des Aufsichts­rats der Träger­gesell­schaft sind, wurde das Verkaufs­verbot der Zeitungen in den Kliniken nun aufgehoben, mit dem weiteren Vorgehen wird sich der Aufsichts­rat am 9. September befassen.