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Mainzer Medien Disput in Berlin: Ersetzt die neue Empörungskultur den echten Austausch?

Mainzer Medien Disput in Berlin: Ersetzt die neue Empörungskultur den echten Austausch? Katrin Gottschalk. Foto: Stefanie Kultisch

Trauen sich Medien und Politiker nicht mehr, den Menschen im Land die "ungeschminkte" Wahrheit zuzumuten? Ersetzt die kalte Empörung in den Sozialen Netzwerken den echten Dialog? Und warum wird ständig auf "Geschlossenheit" gesetzt und nicht offen debattiert? Antworten gibt es am 14. Juni um 19 Uhr beim Mainzer Medien Disput in Berlin. Von Bülend Ürük.

Berlin -Das Thema scheint mittlerweile bei der politischen und medialen Klasse angekommen zu sein. "Gauck kritisiert politischen Diskurs in Deutschland" - so die Kernbotschaft am Dienstag (24. Mai) auf der Titelseite der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Der Bundespräsident stellt fest: "Auch eine Mehrheitsmeinung ist fehlbar." Und er spürt auf Grund der diskussionslosen Geschlossenheit ein "Unbehagen" im Land.

 

"Zwischen Debatten-Allergie und Bekenntnis-Ritualen - Welchen Mehrwert hätten Diskurse für eine vitale Demokratie" lautet das Streit-Thema (Anmeldungen per Email unter veranstaltungen@lv.rlp.de). Mit SWR-Chefreporter Thomas Leif diskutieren der frühere "FAZ"-Journalist und Buchautor Stefan Schulz ("Redaktionsschluss - Die Zeit nach der Zeitung"), Anne Wizorek (#Aufschrei), Journalist und Buchautor Albrecht von Lucke (Redakteur "Blätter für deutsche und internationale Politik", Autor "Die schwarze Republik und das Versagen der deutschen Linken"), der Publizist und Autor Wolfgang Herles (früher "ZDF Aspekte", Buch: "Die Gefallsüchtigen. Gegen Konformismus in den Medien und Populismus in der Politik") und die neue stellvertretende "taz"-Chefredakteurin Katrin Gottschalk.

 

"Deutschland braucht wieder einen politischen Diskurs, der den Bürgerinnen und Bürgern sowohl ungeschminkte Tatsachen als auch klare Alternativen zumutet." Das ist die Kernbotschaft eines ungewöhnlich deutlichen Appells, den der frühere Bundespräsident Roman Herzog gemeinsam mit Wolfgang Gerhardt, Hans H. Klein, Karl-Heinz Payué, Petra Roth, Christine Scheel, Renate Schmidt, Manfred Schneider, Rupert Scholz, Gerhard Stratthaus und Erwin Teufel veröffentlicht hat. Die Unterzeichner beschwören die etablierten Parteien geradezu, sich nicht an den extremen Krisenmodus, die Selbstabschottung und die bequeme Kultur der Alternativlosigkeit zu gewöhnen.

 

"Wer Parteien revitalisieren will, braucht den offenen Diskurs" und "streitige Debatten" - wenn dieser Notruf bereits von ehemaligen CDU-Politikern gesendet und der Aufstieg von Rechtspopulisten "als Quittung für das kollektive Versagen der arrivierten Parteien" analysiert wird, besteht Redebedarf.

 

Unter anderem folgende Fragen sollen diskutiert werden:

 

• Warum ist der kontroverse Diskurs zu zentralen Konfliktthemen in Medien und Öffentlichkeit `notleidend´?

 

• Welche Defizite, Schwachstellen und handycaps identifizieren Sie als Ursachen für die Diskurs-Armut?

 

• Wer will wem welche Wahrheiten nicht zumuten? Und warum?

 

• Wie bewerten Sie die Auslagerung von Diskussionen in isolierte, nicht miteinander verbundene Parallelwelten?

 

• Haben "soziale Medien" mit Unterstützung der etablierten Medien einen neue Empörungskultur geschaffen, die Dialoge ersetzt?

 

• Warum meidet die etablierte Politik ungefilterte Debatten - intern und extern- und favorisiert die "diskussionslose Geschlossenheit"?

 

• Konstruktiver Ausblick: Wie lässt sich die grassierende Diskurs- Allergie therapieren?

 

Hintergrund: Der Mainzer Medien-Disput ist die wichtigste Diskussions-Plattform zum Austausch über medien- und gesellschaftspolitische Grundsatzfragen in Berlin. Anmeldungen für den MMD am 14. Juni um 19 Uhr in der Landesvertretung Rheinland-Pfalz beim Bund, In den Ministergärten 6, in Berlin, sind bis zum 6. Juni per Email unter veranstaltungen@lv.rlp.de möglich. Die Teilnehmerzahl ist aus Raumgründen begrenzt.

 

Bülend Ürük