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Wirtschaftsjournalismus im Wandel: Was Redaktionen jetzt leisten müssen

Wirtschaftsjournalismus im Wandel: Was Redaktionen jetzt leisten müssen Marcus Hebein

Von Klimathemen über Globalisierung bis zur Signa-Pleite: Chefredakteur Marcus Hebein zieht in der neuen „Wirtschaftsjournalist:in“ 5 klare Lehren aus aktuellen Entwicklungen – und zeigt, wie wandlungsfähig Wirtschaftsjournalismus heute sein muss.

Aus dem Editorial von Chefredakteur Marcus Hebein in der neuen „Wirtschaftsjournalist:in“:


1. ANALYSE ALLEIN REICHT NICHT
Isabell Hülsen steht seit einem Jahr an der Spitze des „Manager Magazins“. Im Titelinterview  erklärt sie, worauf es ihr ankommt: Die besten Geschichten seien jene, „in denen Kontrolle, Macht und Geld eine Rolle spielen – also das klassische Feld des ,Manager Magazins‘“. Es sind keine braven Themen – es sind Reibungspunkte. Und genau das hat Methode: Eine mm-Geschichte, sagt Hülsen, „darf nie langweilen, sie muss diesen frechen Sound haben“. 

LEARNING: Wer Wirtschaft verständlich und relevant machen will, darf nicht bloß gut analysieren – er muss auch stark erzählen.

2. BEHARRLICHKEIT ZAHLT SICH AUS
Der Wiener Wirtschaftsjournalist Sebastian Reinhart schreibt seit 2017 zum Mega-Fall René Benko und Signa. Reinhart arbeitet derzeit beim Magazin „News“, einer sehr kleinen Redaktion. Sein jetziges Umfeld nennt er denn auch eine „journalistisch unterdotierte Redaktion“. Trotzdem liefert er dort weiterhin tiefgründige Einordnung und prägt die Berichterstattung rund um den Fall. Wie er das macht, erzählt er im Interview.

LEARNING: Tiefe Recherchen sind nicht ausschließlich eine Frage der Ressourcen, sondern auch der Ausdauer.
 
3. UMWELTBERICHTERSTATTUNG BRAUCHT KEIN ETIKETT

Die „Zeit“ hat ihr Nachhaltigkeitsressort „Green“ aufgelöst und ins Wirtschaftsressort integriert – mit dem Argument, Klimathemen seien heute in allen Ressorts relevant. Umwelt- und Klimathemen generieren weniger Aufmerksamkeit als noch vor wenigen Jahren. Horst von Buttlar bringt es auf den Punkt: „Was funktioniert, ist guter Nutzwert. Was nicht funktioniert, ist Untergangsjournalismus.“ 

LEARNING: Nutzwert schlägt Weltuntergang, Journalismus schlägt Aktionismus.


4. WELTHANDEL WIRD ZUM JOURNALISTISCHEN SCHLÜSSELTHEMA

Ob die „Süddeutsche Zeitung“ mit ihrem neuen Geoökonomie-Newsletter, „Politico Pro Energie & Klima“ oder neue Dossiers bei FAZ – der globale Wirtschaftskontext wird in immer mehr Redaktionen zur eigenen Kategorie.

LEARNING: Was früher als Spezialinteresse galt, wird heute wieder zu einem zentralen Thema.


5. PRINT KANN TEMPO UND TIEFE VERBINDEN
Georg Meck verschiebt den Erstverkaufstag von „Focus Money“ auf Freitag, erhöht den Umfang und baut das digitale Angebot mit „Focus+“ aus. Gleichzeitig verkürzt sich die Zeitspanne zwischen Heftschluss und Veröffentlichung deutlich.

LEARNING: Wer die Produktionslogik klug verändert, schafft redaktionellen Spielraum – für mehr Aktualität und Substanz.

 

Must-Reads in der „Wirtschaftsjournalist:in“

  • TITEL. Isabell Hülsen steht seit einem Jahr an der Spitze des „Manager Magazins“. Ihre Pläne für Print und Digital, neue Zielgruppen und was eine echte mm-Story für sie ausmacht
  • KLIMA-THEMEN. War es das mit dem Hype?
  • FOCUS MONEY. Relaunch und neuer Erscheinungstag
  • INSIDE SIGNA. Die Recherchen zur Benko-Pleite