Vermischtes
Nerwsroom

Mehr als Talent und Fleiß: So gelingt der Sprung an die Spitze

Mehr als Talent und Fleiß: So gelingt der Sprung an die Spitze Attila Albert

Chefredakteur, Geschäftsführer, Vorstand – solche Top-Positionen erreicht man nicht durch Zufall. Fleiß und Erfahrung genügen nicht. Karrierecoach Attila Albert erklärt, welche Erfolgsfaktoren wirklich entscheidend sind, um die Karriereleiter ganz nach oben zu steigen.

Berlin – Bei manchen Personalmeldungen wundern sich Medienprofis anfangs: Wie hat es dieser Journalist über mehrere Stationen zum Chefredakteur geschafft, obwohl andere ähnlich talentiert und sogar fleißiger waren? Warum sitzt jener, den man noch vom Volontariat her kannte und damals wenig beeindruckend fand, inzwischen in der Geschäftsleitung oder sogar im Vorstand? Fleiß, Ausdauer und Erfahrung reichen dafür nicht. Top-Karrieren haben viele weitere Faktoren, selbstverständlich gehört immer auch Glück dazu. Komplett planen lässt sich der Aufstieg in eine Spitzenposition nicht, aber die Wahrscheinlichkeit dafür erhöhen. Hier acht Faktoren, die für Top-Karrieren immer eine Rolle spielen.

 

Chancen erkennen, wenn sie sich zeigen
Die Chance auf den nächsten Karriere-Schritt ergibt sich häufig aus einem akuten Bedarf oder sogar einer Notlage im Unternehmen. Nicht aus der offiziellen Ausschreibung, die viel später erfolgt – oft nur noch pro forma, wenn die Führungsposition schon besetzt ist. Zum Beispiel: Ein Ressortleiter hat gekündigt, und wegen der Wichtigkeit des Ressorts soll sofort nachbesetzt werden, ohne lange Suche. Oder: Ein Teamleiter wechselt intern, und da der Job als schwierig gilt, gibt es kaum Interessenten. Wer eine Top-Karriere machen will, erkennt seine Chance – und nutzt sie, sobald sie sich zeigt (sagt z. B. direkt zu, auch wenn vieles noch unklar ist). Oft umfasst dieses Zeitfenster nur Stunden bis Tage.

 

Helfen, die Probleme anderer zu lösen
Viele Chancen ergeben sich aus dem, was übergeordnete Führungskräfte in Ihnen sehen und Ihnen zutrauen. Manchmal, weil Sie sie fördern wollen, meist aus Eigennutz: Es gibt ein Problem, und man glaubt, dass Sie es lösen bzw. dabei helfen könnten. Das kann teilweise überraschend sein, selbst haben Sie sich bisher eventuell anders gesehen. Beispiel: Sie sind sicher, ein guter Reporter zu sein, hören aber, dass man Sie für ein Organisationstalent hält und deshalb zum dringend benötigten CvD machen möchte. Wer eine Top-Karriere will, achtet auf die geäußerten Probleme anderer – und bietet seine Hilfe an. Das erfordert eine gewisse Flexibilität und muss natürlich entsprechend entlohnt werden.

 

Chancen nutzen, auch wenn es schwierig ist
Die wenigsten beruflichen Chancen kommen zu einem passenden Zeitpunkt, lassen sich also bequem mit dem aktuellen Lebensmodell und -rhythmus vereinbaren. Der Normalfall sieht eher so aus: Gerade, nachdem man seine neue Wohnung bezogen hat, erhalten Sie ein Jobangebot aus einer anderen Stadt. Oder: Gerade, wenn der Partner sich mehr Zeit füreinander wünscht, kommt die mögliche Beförderung, die absehbar längere Arbeitszeiten nach sich ziehen wird. Wer eine Top-Karriere machen will, ist bereit, ihr die anderen Bereiche seines Lebens weitgehend unterzuordnen – mit allen Konsequenzen und Unbequemlichkeiten. Absprachen und Kompromisse sind möglich, aber nur im Detail.

 

Echte Verbesserungen für andere bewirken
Wer solide Durchschnittsleistungen abliefert, wird sicher ein geschätzter Mitarbeiter, aber noch lange keine Fach- oder Führungskraft in einer Spitzenposition. Fleiß, Ausdauer und Erfahrung sind zu wenig. Sie müssen echte Verbesserungen für Vorgesetzte und das Unternehmen bewirken. Was das ist, ergibt sich aus dem Stellenprofil: Ein Chefreporter muss exklusive, aufsehenerregende Rechercheergebnisse bringen, ein Anzeigen- oder Vermarktungsleiter neue Kunden auftun und den Umsatz steigern. Wer eine Top-Karriere machen will, lässt sich nicht vom Alltagsgeschäft vereinnahmen, sondern weiß, dass er etwas erkennbar verbessern muss. Dann wird man Sie befördern oder abwerben.

 

Bereit, viel Zeit in den Beruf zu investieren
Um Spitzenleistungen zu erreichen, kommt man auch bei bester Priorisierung seiner Aufgaben um eines nicht herum: Man muss mehr Zeit als andere investieren, also mehr als die vertraglich vereinbarten Wochenstunden. Dabei geht es nicht darum, die zusätzliche Zeit abzusitzen, um wichtig zu erscheinen, sondern darum, mehr als andere zu schaffen. Wer eine Top-Karriere machen will, arbeitet meistens länger (z. B. bei Bedarf auch am Abend, Wochenende, in den Ferien) – und macht das, weil die Arbeit ihn beschäftigt und er sich für sie interessiert. Wichtig dabei aber: auch Erholungsphasen einplanen.

 

Ab Mitte 30 eine Spezialisierung entwickeln
Generalisten (z. B. News-Redakteure) haben, insbesondere am Beginn ihres Berufslebens, gewisse Vorteile. Sie sind schnell und flexibel, damit überall gut einsetzbar. Aber ab Mitte 30 empfiehlt sich eine Spezialisierung. Dadurch heben Sie sich von anderen ab und werden zu einem bekannten und gefragten Experten. Man weiß sofort, wofür Sie stehen und spricht Sie bei Bedarf zuerst an. Sie können sich z. B. auf ein Themengebiet, eine Arbeitsmethode, einen Stil oder bestimmte Projekte spezialisieren. Wer eine Top-Karriere machen will, macht sich einen Namen in der Branche, wird für sein fachliches Profil geschätzt und geholt. Es muss nicht dauerhaft dasselbe sein, kann sich also auch wandeln.

 

Daran arbeiten, immer besser zu werden
Ab einem gewissen professionellen Niveau sind – im Leistungssport wie im Berufsleben – alle sehr gut. Dann machen nur noch Details den Unterschied aus. Profis wissen das und sind sich deshalb nicht zu schade, fortlaufend ihre Stärken auszubauen und Schwächen abzumildern. Beispiel: Ein erfolgreicher Ressortleiter, wegen journalistischer Erfolge in die Position gekommen, beschäftigt sich freiwillig mit Führungstheorien und -methoden, um ein noch besserer Chef zu werden. Wer eine Top-Karriere machen will, gibt sich nie mit dem Bestehenden zufrieden, sondern sucht immer nach Verbesserungsmöglichkeiten. Erfolge müssen gefeiert werden, aber am nächsten Tag beginnt wieder die Arbeit.

 

Keine Angst, auch etwas zu fordern
Jeder der genannten Faktoren hat etwas mit Einsatz, Leistung und Verzicht zu tun. Das tut man möglicherweise sogar gerne, aber für den Aufstieg in höchste Positionen braucht es auch den Mut, eine Gegenleistung einzufordern – den Top-Vertrag mit passendem Jobtitel und sechs- bis siebenstelligen Gehalt. Viele schrecken hier zurück, weil sie alle möglichen Konsequenzen befürchten (z. B. für unverschämt gehalten zu werden, das bisher Erreichte zu riskieren). Wer eine Top-Karriere machen will, stellt selbstbewusste Forderungen – weil er seinen Wert kennt und davon überzeugt ist, ansonsten anderswo seinen Weg zu machen. Ambitioniertes Verhandeln klappt nicht immer, muss aber versucht werden.

 

Zur vergangenen Kolumne: Neue Perspektiven

 

Zum Autor: Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der Freien Presse, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA.

www.media-dynamics.org