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Netzexperte Beckedahl: „Datenschutz ist Brandschutz für Demokratie“

Die Jahreskonferenz der Journalistenorganisation Netzwerk Recherche steht 2025 ganz im Zeichen der Krise der Demokratie. Ein Symptom sei auch das Rütteln am Datenschutz, kritisiert Digitalexperte Markus Beckedahl zum Auftakt.

Hamburg (KNA) – Der Digitalexperte Markus Beckedahl sieht im Datenschutz einen „Brandschutz für die Demokratie“. In seiner Keynote zum Auftakt der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche, einem Zusammenschluss investigativer Journalistinnen und Journalisten, betonte Beckedahl, dass gerade mit Blick auf die Entwicklungen in den USA die Rolle des Datenschutzes immer wichtiger werde. Elon Musk und sein Team hätten unter dem Vorwand von Sparmaßnahmen und Entbürokratisierung persönliche Daten von Millionen US-Bürgern kopiert, die nun eingesetzt werden könnten, um gegen politische Gegner oder Minderheiten vorzugehen.

 

Deutschland sei theoretisch nur eine Wahl davon entfernt, dass auch hierzulande rechtsextreme Akteure Zugriff auf Systeme erhielten, die heute schon Bürgerinnen und Bürger überwachten. „Datensparsamkeit ist der Notausgang, wenn das System brennt“, warnte Beckedahl. Vor diesem Hintergrund kritisierte er, dass derzeit vor allem auf EU-Ebene über Deregulierung und das Aufweichen von Datenschutzgesetzen diskutiert werde.

 

Als Gegenmaßnahme zu autokratischen Bestrebungen forderte Beckedahl mehr Unabhängigkeit von großen Tech-Konzernen wie Meta, Google, Microsoft oder Amazon. Hierbei sieht er neben der Politik vor allem auch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk in der Pflicht. Dieser könne mit seinem Budget für öffentliche, gemeinwohlorientierte digitale Infrastrukturen sorgen, die dann allen zur Verfügung stünden. Beckedahl lobte dabei ein gemeinsames Projekt des Media Lab Bayern, des SWR X Lab und der dezentralen Plattform Mastodon als Schritt in die richtige Richtung. Auch den Public Spaces Incubator, ein Plattformprojekt öffentlich-rechtlicher Rundfunkanstalten weltweit, sieht Beckedahl positiv.

 

„Wahrheit braucht Recherche“

Bei der Jahreskonferenz von Netzwerk Recherche kommen einmal im Jahr Journalistinnen und Journalisten zusammen, um sich über ihre Recherchen, Methoden und die Arbeit im Mediensystem auszutauschen und sich weiterzubilden. Sie wird vom Verein Netzwerk Recherche veranstaltet und findet auf dem Gelände des Norddeutschen Rundfunks in Hamburg statt. Die Konferenz steht in diesem Jahr unter dem Motto: „Harte Zeiten, harte Fakten“.

 

Zum Auftakt der Veranstaltung sagte die Gastgeberin und NDR-Programmdirektorin Ilka Steinhausen, Recherche sei in den letzten 50 Jahren nie so wichtig gewesen wie heute: „In Zeiten, in denen Gegenrecherchen systematisch produziert werden, braucht es eure Hartnäckigkeit und eure Arbeit“, rief die Journalistin dem Publikum zu. „Wahrheit braucht Recherche, und die Recherche braucht euch“, so Steinhausen weiter.

 

Auch der Vorsitzende von Netzwerk Recherche, der Investigativjournalist Daniel Drepper, betonte: „Es ist gerade in diesen Zeiten wichtig, dass wir unser Wissen teilen und uns gegenseitig Mut machen.“