Vermischtes
KNA

„Ostdeutsche Allgemeine Zeitung“ startet im Februar in Chemnitz

Mit klarer lokaler Haltung und größerem Debattenraum will „Berliner Zeitung“-Verleger Holger Friedrich die Medienlandschaft im Osten aufmischen.

Mittweida (KNA) – Der Medienunternehmer und Verleger der „Berliner Zeitung“, Holger Friedrich, will im Februar 2026 zunächst in Chemnitz mit seiner neuen „Ostdeutschen Allgemeinen Zeitung“ starten. Danach seien Ableger des digitalen Angebots in allen Landeshauptstädten der ostdeutschen Bundesländer geplant. „Die Abdeckung in Chemnitz übernehme ich die ersten vier Wochen persönlich“, kündigte Friedrich Anfang der Woche beim „Medienforum 2025“ der Hochschule Mittweida an.


Ihn treibe dabei der publizistische Anspruch an, einerseits „völlig versachlichte Informationen aus allen Richtungen“ mit hoher lokaler Kompetenz zu liefern und andererseits „die Debatte zu führen, was davon für die Gesellschaft wirklich relevant ist“. Dies habe bei der „Berliner Zeitung“ auch deshalb funktioniert, weil solche Debatten „im öffentlich-rechtlichen Rundfunk und den meisten anderen Medien nicht vorkommen, weil sie bis auf den Berliner Verlag in westdeutscher Hand sind“, so Friedrich. Der IT-Unternehmer hatte den Berliner Verlag mit den Titeln „Berliner Zeitung“ und „Berliner Kurier“ 2019 zusammen mit seiner Frau vom Kölner Medienhaus DuMont übernommen.


Das Ringen um die besten Ideen sei heute durch die monopolähnlichen Strukturen der Presse vor allem in Ostdeutschland eingeschränkt. Wesentliche Themen wie Ökologie, die demografische Entwicklung, Machtverteilung in der Gesellschaft sowie eine „gerechte Gesundheit“ würden ausgeblendet. „Die vermisse ich in der Diskussion“, so Friedrich. In Ostdeutschland verfügten die Menschen über eine „maximale Transformationserfahrung, im Guten wie im Schlechten“. Auf diesen Schatz greife der Westen aber „überhaupt nicht zurück“.


Dennoch gehe es ihm nicht in erster Linie um Ost und West, sagte Friedrich. Zwar wurde er zum Kauf des Berliner Verlags dadurch motiviert, „ein ostdeutsches Unternehmen zu retten, das von einer westdeutschen Familie vor die Wand gefahren wurde“. Doch „das mit dem ostdeutschen Geschäftsmodell ist Quatsch“, sagte Friedrich. Online habe die „Berliner Zeitung“ aktuell die meisten Kunden in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg.


Grund dafür sei, dass das Blatt insgesamt den „Meinungsvorhang“ weiter aufziehe und einen „größeren Diskussionsraum“ biete. „Der Osten kennt das, im Westen gibt es Nachholbedarf“, so Friedrich. Seine Kritiker werfen ihm allerdings vor, in diesem Diskussionsraum auch gesellschaftsfeindlichen Stimmen bis hin zu Anhängern von Verschwörungsmythen Raum zu geben.


Für die geplante „Ostdeutsche Allgemeine“ stelle man gerade „lokal für die Orte Journalisten ein, deren Arbeitsplätze im Zuge von Sparmaßnahmen abgebaut wurden oder die sich bei ihren Blättern nicht mehr wohl fühlen“, sagte Friedrich. Ob er mit dem Vorstoß von Berlin in die ostdeutschen Städte Erfolg haben werde, sei dabei aber „ein komplett offenes Spiel“.

 

 

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