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Newsroom – Jens Schröder

Personalabbau beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ – 13 Beschäftigte betroffen

Personalabbau beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ – 13 Beschäftigte betroffen Christian Hümmeler (Foto: Kölner Stadt-Anzeiger/DuMont)

Das Blatt will in seiner Redaktion künftig ohne ein eigenes Ressort „Ratgeber, Magazin, Freizeit“ auskommen. Laut Betriebsrat arbeiten dort „ausschließlich Frauen“, wie Meedia berichtet. Wie Chefredakteur Christian Hümmeler die Sparmaßnahmen begründet.

Köln – Gerade erst hatte der „Kölner Stadt-Anzeiger“ (DuMont Mediengruppe) beschlossen, seine Website künftig dem „Digital Competence Center“ und Produkt-Manager Timo Schillinger zuzuordnen und der Redaktion damit wichtige Verantwortungen zu entziehen, da gibt es die nächste Nachricht: Wie der Redaktion mitgeteilt wurde, wird „der überwiegende Teil“ der Inhalte für das Ressort „Ratgeber, Magazin, Freizeit“ künftig – die Rede ist vom Start am 1. Juli – nicht mehr von der „Stadt-Anzeiger“-Redaktion beigesteuert, sondern von Dienstleistern wie dem RND und dpa.


Zudem werde bei der „manuellen Korrektur von Artikeln“ und bei der Bildbearbeitung gespart, so eine interne Mitteilung, die Meedia vorliegt. Dies solle dann stattdessen durch „automatisierte Prozesse“ geschehen. Sprich: Korrektorat und Bildbearbeitung übernimmt Kollege KI. Laut Christian Hümmeler, seit dem Abgang von Carsten Fiedler zu BurdaForward kommissarischer Chefredakteur des „Stadt-Anzeigers“, müsse man den Titel „im Sinne unserer Leserinnen und Leser weiterentwickeln“, so die interne Mitteilung. Man wolle sich „noch stärker auf unsere Kerninhalte konzentrieren: Lokale und regionale Themen aus Politik und Wirtschaft, Kultur, Sport und Gesellschaft“.


Der entsprechende Personalabbau soll der Mitteilung zufolge „in einem sozialverträglichen Prozess vorrangig im Rahmen freiwilliger Aufhebungsverträge mit Mitarbeitenden in den betroffenen Redaktionsbereichen erzielt werden“.


Der Betriebsrat „verurteilt“ die Entscheidung zur Auflösung des Ressorts „Ratgeber, Magazin, Freizeit“ in einer ersten Reaktion, die Meedia ebenfalls vorliegt. Das Ressort habe „in vorbildlicher Weise digitale Unternehmensziele umgesetzt. Die am besten gerankten Artikel stammen regelmäßig aus diesem Ressort, das in Sachen Online-Kompetenz und Leser-Beliebtheit, sowohl print als auch digital einzigartig in der Geschichte des ‚Kölner Stadt-Anzeigers‘„ sei, so das Schreiben an die Belegschaft. Die Fokussierung auf regionale und lokale Themen sei „schlicht falsch“, so der Betriebsrat, „liegen doch der Schwerpunkt gerade der Freizeit- und Gastro-Formate, die das Magazin seit Jahren zu einem der beliebtesten Lese-Ressorts“ machen „in Köln und der Region“. RND und dpa könnten diese Lücke nicht schließen, so das Schreiben.


Besonders bitter sei die Schließung des Ressorts auch deswegen, weil dort „ausschließlich Frauen arbeiten, 90 Prozent von ihnen auch in finanzieller Familienverantwortung“. Der Betriebsrat dazu: „Die Förderung von Frauen in der Berufswelt, gerade auch in Führungspositionen, ist nicht nur in der Politik immer noch Thema, sie wird auch hier im Haus immer wieder öffentlichkeitswirksam diskutiert. Das scheint aber keine Rolle mehr zu spielen, sobald es um Einsparungen geht. ‚Stadt-AnzeigerInnen‘ sind verzichtbar.“


Auch die Entscheidung, auf Korrektorat und Bildbearbeitung zu verzichten, zeige, „wie wenig die journalistische Qualität der Zeitung die Geschäftsführung“ noch interessiere. Die Wut der Redaktionen richte sich „gegen ein Management, dem, so erscheint es der Belegschaft, außer Personalabbau nichts mehr einfällt“. Fazit des Betriebsrates zu dieser und den jüngsten Entscheidungen: „Eine Redaktion, die durch Personalabbau und Kompetenzentzug ausgehöhlt wird, kann keinen unabhängigen, kritischen, für die Stadtgesellschaft wie für jeden Leser und jede Leserin relevanten Qualitätsjournalismus mehr liefern.“


Der DJV-NRW sprach in einer Mitteilung von einem schockierend stillosen Umgang mit Beschäftigten. „Was die Geschäftsführung der KStA Medien als nötige redaktionelle Umstrukturierung verkaufen will, ist in Wahrheit der traurige schleichende Ausverkauf der redaktionellen Qualität einer der wichtigste Tageszeitungen des Rheinlands“, kommentierte der stellvertretende Landesvorsitzende des DJV-NRW, Stefan Lenz.


Betroffen sind dem DJV-NRW zufolge 13 Beschäftigte. Laut DJV-NRW hatte Thomas Schultz-Homberg, CEO der KStA Medien, am Donnerstag die Mitarbeiter in einem Meeting über den Personalabbau im Magazin-Ressort sowie in der manuellen Korrektur und Bildbearbeitung informiert und erklärt, dass man bestimmte Leistungen nicht mehr von der Redaktion selber ausführen lassen wolle, sondern „durch Dritte bzw. automatisierte Prozesse“.