Vermischtes
dpa

Reporterin Antonia Rados: Frauen selbstkritischer als männliche Kollegen

Ihr selbst sei immer klar gewesen, dass sie an der Front nur eine Beobachterin sei.

Hamburg (dpa) − Die vielfach preisgekrönte Reporterin Antonia Rados hat Frauen bei ihrer journalistischen Arbeit in Krisengebieten im Vergleich zu männlichen Kollegen als „eher selbstkritisch“ erlebt. Frauen würden in solchen Situationen nach dem Motto verfahren: „Die Lage ist extrem gefährlich, ich habe das gemacht, was möglich war“, sagte Rados, die beispielsweise mit ihren Live-Reportagen aus dem Irak-Krieg 2003 bekannt geworden war, dem Wochenmagazin „Stern“.

 

„Ein Mann würde dieselbe Lage vielleicht so darstellen: Seht her, was ich unter diesen Bedingungen Tolles geleistet habe, ich bin schließlich direkt an der Front“, sagte Rados, die im Alter von 69 Jahren kürzlich ihre Karriere bei RTL beendet hat. „Manchmal war ich sogar viel näher am Geschehen als männliche Kollegen, aber deren Erzählungen waren mitunter von einem beeindruckenden Heroismus geprägt.“

 

Ihr selbst sei immer klar gewesen, dass sie an der Front nur eine Beobachterin sei. „Manche Kollegen habe ich als verhinderte Soldaten erlebt, weil viele Kriegsreporter und Kameramänner in ihrer Jugend beim Militär waren. Daraus ergab sich eine Nähe zum Krieg, die es für Frauen − abgesehen von Soldatinnen − so nicht gibt“, erklärte Rados. Sie finde es allerdings wichtig, „dass Frontberichterstattung von Journalistinnen und Journalisten gemacht wird. Nicht, weil Frauen irgendetwas besser oder schlechter machen, das denke ich überhaupt nicht. Die Mischung ist entscheidend.“

 

Rados war noch im Frühjahr für RTL und ntv in der Ukraine im Einsatz gewesen. Trotz ihrer langjährigen Erfahrungen in Krisengebieten will sie sich nach eigener Darstellung den Glauben an die Politik bewahren. „Für mich ist das Glas immer halb voll“, sagte sie dem „Stern“. Und weiter: „Krieg ist offenbar unvermeidlich. Frieden jedoch immer wieder möglich.“