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„RTL Direkt“ geht – was bleibt, ist Gesprächsbedarf

Nach vier Jahren zieht RTL den Stecker: Das Nachrichtenjournal wird eingestellt, Arbeitsplätze in Berlin fallen weg. Moderatorin Pinar Atalay soll bleiben – und künftig im Talk-Format weitermachen. Der DJV übt deutliche Kritik.

Berlin (KNA) – Der Privatsender RTL stellt seine Nachrichtensendung „RTL Direkt“ nach vier Jahren ein und baut Arbeitsplätze in seiner Hauptstadtredaktion in Berlin ab. Wie RTL am Dienstag mitteilte, soll es dafür neue Talk-Formate beim ebenfalls zur RTL-Gruppe gehörenden Nachrichtenkanal ntv geben.

 

In der offiziellen Mitteilung heißt es, man wolle „den Audience Flow in der Prime Time optimieren“. Die Umschreibung bedeutet, dass RTL mit den Quoten seiner von Montag bis Donnerstag um 22.15 Uhr laufenden Nachrichtensendung nicht zufrieden war. Im Umfeld senden auch das ZDF mit dem „heute journal“ und die ARD mit den „tagesthemen“ ihre Spätnachrichtensendungen. RTL hatte für „RTL Direkt“ mit Jan Hofer und Pinar Atalay zwei prominente „Tagesschau“-Gesichter von der ARD abgeworben.

 

Hintergrund: schwache Quoten

Zunächst schienen sich die in das neue Nachrichtenangebot gesetzten Erwartungen mit Blick auf ein etwas jüngeres Publikum zu erfüllen. 2022 lag „RTL Direkt“ in der Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen knapp vor den Angeboten von ARD und ZDF. Dieser Trend hat sich mittlerweile umgekehrt. Hofer verließ „RTL Direkt“ bereits Ende 2024 und ging in den Ruhestand. Mit Atalay wird laut RTL „bereits an neuen Formaten gearbeitet“. So soll sie einen der ab Herbst geplanten ntv-Talks übernehmen. Zudem ist ein weiterer Talk mit Nikolaus Blome geplant, aktuell Ressortleiter Politik und Gesellschaft in der Berliner RTL-Zentralredaktion.

 

Neben „RTL Direkt“ soll nach Informationen des Deutschen Journalisten-Verbands (DJV) auch das in Berlin angesiedelte „Quality Board“ der Gruppe geschlossen werden, das als Teil von RTL News für die Schlussredaktion, Verifikation und Dokumentation von Beiträgen des Magazins Stern und der Geo-Titel zuständig ist.

 

Kritik vom Journalistenverband

Man bedauere, dass „die Einstellung von ‚RTL Direkt‘ mit der Trennung von sehr geschätzten Kolleginnen und Kollegen bei RTL News einhergeht“, sagte Martin Gradl, Geschäftsführer von RTL News und ntv. Durch die neuen Talks werde Berlin als politischer Standort der Gruppe weiter gestärkt, so RTL. Das sieht der DJV anders: „Gerade in Zeiten von Fake News und Propaganda kann es nicht richtig sein, profilierte Informationssendungen wie ‚RTL Direkt‘ einfach einzustellen“ und eine wichtige Verifikations-Abteilung zu schließen, kritisierte DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster.