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Unter Zeitdruck schreiben – 10 Tipps

Unter Zeitdruck schreiben – 10 Tipps Nicht schneller tippen, sondern schneller schreiben (Fotos: Adobe Stock/Anja Kaider)

Schneller schreiben geht auch ohne Stress. Wie ein paar Regeln die eigene Kreativität pushen können.

Berlin – In der hektischen Welt des Journalismus ist Zeit oft Mangelware. Ob für Print oder Online, der Druck, schnell und dennoch qualitativ hochwertig zu schreiben, ist allgegenwärtig. Doch wie schafft man es, in begrenzter Zeit einen überzeugenden Text zu verfassen? Die „Journalisten-Werkstatt: Schneller schreiben“ liefert praxiserprobte Strategien und Werkzeuge, um effizienter zu schreiben, selbst wenn die Zeit knapp ist. Wie Journalistinnen und Journalisten den idealen Flow erreichen, sinnvolle Textstrukturen entwickeln und sogar Künstliche Intelligenz nutzen können, um im journalistischen Alltag zu glänzen. Wie die Zeit nicht zum Feind wird: 10 Tipps von Schlussredakteur Andreas Thieme.

 

1. Ideen intuitiv verschriftlichen
Oft ist der Beginn eines Textes einer der schwierigsten Aufgaben. Wenn wenig Zeit bleibt, kommt mitunter noch Druck hinzu. In solchen Momenten kann es erlösend sein, ins Handeln zu kommen. Mit folgender Strategie:

Schreibe einfach runter, was dir am stärksten im Kopf ist. Nicht lange grübeln, einfach loslegen und raus damit. Ein, zwei, drei Absätze – die Form spielt dabei zunächst noch keine Rolle. Denn entweder werden diese Elemente ohnehin das Herzstück des Textes. Oder sie ergänzen ihn später sinnvoll.

Der Vorteil: Man wird gedanklich freier und erst einmal Ballast los. Danach lassen sich weitere Inhalte viel besser sortieren. Und, ganz wichtig: Man hat einen Anfang geschafft und erste Inhalte formuliert. Das senkt den Stresspegel und neue Ideen knüpfen oft an das intuitiv Aufgeschriebene an.


2. Sich das Ziel klarmachen
100 Zeilen zu einem Thema schreiben? Gerade am Anfang im Journalismus, noch ohne geübte Routine, kann eine solche Aufgabe zur riesigen Herausforderung werden. Hier hilft es, vom Ende her zu denken. 100 Zeilen bedeuten fünf, maximal sechs Absätze.
Daraus folgt, dieser Text kann schon rein formal nicht unendlich viele Ansätze oder Aspekte haben. Sondern die Form bestimmt auch den Inhalt: Es gibt ziemlich sicher ein Hauptthema oder eine bestimmte Fragestellung, die im Vordergrund steht. Das wird mit drei Absätzen bearbeitet, die weiteren knüpfen daran an oder sind Teilaspekte. Zudem braucht man eine Hinführung zum Thema: meist ein aktueller Anlass oder ein Problem, das aufgetreten ist. Der Schluss ist entweder eine Beantwortung der Frage, das Aufwerfen weiterer Fragen, eine Prognose oder ein Urteil.
Es folgen Beispiele am Fall Hubert Aiwanger und der Flugblatt-Affäre.

 

3. Die richtigen Fragen stellen
Aiwangers Flugblatt-Affäre, die im Sommer 2023 überall für Schlagzeilen sorgte, bietet thematisch eine sehr klare Struktur mit fünf bis sieben Themen-Blöcken. Diese lassen sich recht einfach identifizieren, wenn man dazu die richtigen Fragen stellt. Wer diese in je einem Absatz beantwortet, schreibt problemlos 80 bis 120 Zeilen in kurzer Zeit.
1. Der Tatvorwurf: Was ist mutmaßlich vorgefallen und wann? Welche Fakten sind bekannt?
2. Wie hat Aiwanger dazu Stellung genommen?
3. Was sagen frühere Weggefährten und Zeugen zur Sache? Was sagt die Polizei, was Behörden?
4. Wie reagiert Aiwangers Partei? Und wie politische Gegner?
5. Was hat der Vorfall womöglich für Konsequenzen?
6. Gab es schon mal ähnliche Vorfälle von Politikern und wie sind diese ausgegangen?
7. Wie geht der politische Alltag vorerst weiter für Aiwanger? Wie geht die Sache an sich weiter?

Entscheidend ist hier die thematische Gliederung. Strukturell haben wir folgende Reihenfolge in den sieben Fragen:

Zunächst geht es um den Vorfall und die Fakten (1), danach um die Reaktionen (2, 3, 4 – untergliedert in drei Kontexte), anschließend um die Konsequenzen (5). Hier könnte der Text enden.

Optional ist die Einordnung des Falles und seine Vergleichbarkeit (6). Ob ein Ausblick (7) gelingt, hängt meist auch von der Informationslage ab.

Mit den genannten Fragen kann man alle zunächst wichtigen Fragen abarbeiten und gliedert gleichzeitig den Text mit – so entsteht eine sinnvolle Struktur.

Wie umfangreich der Text wird, hängt auch von der Frage ab, wie viel Platz etwa den Reaktionen eingeräumt werden soll: Reicht hier das Statement von Aiwanger und den Freien Wählern? Kommen seine politischen Gegner auch zu Wort? Die einzelnen Bausteine sind variabel: Natürlich könnte der Text auch mit einem Statement von Aiwanger (2) anfangen und man erklärt danach die Hintergründe (1).

 

4. Tempo durch Textstruktur

5. Den richtigen Fokus setzen

6. Texte über Titel und Teaser aufbauen

7. Vom Termin zurück

8. Die Zwei-Fenster-Taktik

9. Textpassagen vorbereiten

10. Aktives Zuhören

Zu den Tipps

 

Die „Journalisten-Werkstatt: Schneller schreiben“ im Überblick

  • Zehn Empfehlungen für mehr Effizienz
  • Die richtige Vorbereitung
  • Was gegen Stress und Ängste hilft
  • Methoden für ein gutes Zeitmanagement
  • Nachgefragt: Strategien in der Praxis
  • Gutes Prompten
  • DIY: Neun Schritte zum eigenen KI-Bot