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Zeitungsgruppe Ostfriesland: Freiwilliger Lohnverzicht für Redaktionshelden

Zeitungsgruppe Ostfriesland: Freiwilliger Lohnverzicht  für Redaktionshelden Robert Dunkmann.

Der Vorstandsvorsitzende des Verbandes Deutscher Lokalzeitungen, Robert Dunkmann, kann nicht verstehen, dass Teile der Presse „sofort nach dem Staat schreien, sobald Probleme auftauchen“. Im eigenen Verlag verzichtet er auf Kurzarbeit, hat einen freiwilligen individuellen Lohnverzicht umgesetzt und lobt „Redaktionshelden“ aus.

Leer – Der Vorstandsvorsitzende des Verbandes Deutscher Lokalzeitungen, Robert Dunkmann, ist wegen des sofortigen Rufs nach stattlicher Hilfe in der Corona-Krise „entsetzt über die Branche“. Im Interview mit Chefredakteurin Annette Milz für das „medium magazin“ sieht er jetzt vor allem Chancen für regionalen Journalismus. In der Zeitungsgruppe Ostfriesland verzichtet Dunkmann auf Kurzarbeit, hat einen freiwilligen individuellen Lohnverzicht umgesetzt und lobt „Redaktionshelden“ für die meisten Seitenaufrufe aus.

 

Axel Springer, Gruner + Jahr, die Funke- Gruppe, Stuttgarter SWMH und viele andere Medienhäuser haben Kurzarbeit angemeldet. Ihre Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO) dagegen nicht. Geht es Ihnen so viel besser?

Robert Dunkmann: Selbstverständlich haben auch wir unsere wirtschaftlichen Probleme mit der Pandemie. Aber wir haben keine Kurzarbeit angemeldet und werden das auch nicht tun. Ich möchte, dass wir die Krise nutzen. Und bin deshalb etwas entsetzt über das Verhalten in der Branche.

 

Inwiefern?

Es gibt aus gutem Grund das Gebot der Staatsferne zur Presse. Und die Zugriffszahlen zeigen überall: Unsere Medien sind in schwierigen Zeiten vom Leser gefragt wie nie. Da kann ich nicht verstehen, dass Teile der Presse sofort nach dem Staat schreien, sobald Probleme auftauchen, und Kurzarbeitergeld beantragen.

 

Was tun Sie selbst, um die Krise abzufedern?

Ich habe – zusammen mit dem Betriebsrat – unserer Belegschaft einen Solidarpakt vorgeschlagen für einen freiwilligen individuellen Lohnverzicht – angelegt auf drei Monate, je nach Entwicklung kürzer oder auch länger. Als Leitlinie haben wir etwa fünf Stunden bei einer 35-Regelstunden-Woche vorgeschlagen. Bis zur Anmeldefrist am 9. April hatten sich über 90 Prozent für einen Verzicht auf durchschnittlich 4,6 Stunden bereit erklärt. Ich glaube nun mal nicht, dass wir staatliche Hilfe via Kurzarbeit brauchen, wenn wir unsere Arbeit richtig machen.

 

Das gesamte Interview lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des „medium magazins“.

 

Zur Person:  Robert Dunkmann (54) ist Gesellschafter-Geschäftsführer der Zeitungsgruppe Ostfriesland (ZGO) in Leer. Seit 2014 ist er auch Vorstandsvorsitzender des Verbandes Deutscher Lokalzeitungen (VDL), Berlin. Die verkaufte Auflage der ZGO (Chefredakteur: Joachim Braun) lag 4/2019 bei 52.000 Exemplaren. Im März zählte die ZGO-Website statt vorher rund 350.000 Unique User pro Monat 392.000 in nur einer Woche – bei anhaltend hohem Niveau. Der Verleger in fünfter Generation ist verheiratet, zweifacher Vater – und Hobby-Wohnmobilist: Zur Kurzentspannung im Büro sieht er sich gerne mal „ein, zwei Minuten“ Touren in der ADAC-Camping- App an.