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Warum wir uns bei ChatGPT bedanken und Siri beschimpfen

Warum wir uns bei ChatGPT bedanken und Siri beschimpfen Wer domptiert wen? (Illu: Angel Boligan Corbo)

Welche Gefühle Menschen zu Künstlichen Intelligenzen entwickeln, hat Einfluss darauf, wie die Systeme gestaltet werden. Das ist auch für den Journalismus der Zukunft relevant.

Berlin – Die taz hat mit Anic T. Wae die erste künstliche Kolumnistin Deutschlands eingeführt, deren monatliche Beiträge seit Ende 2022 in der Zeitung erscheinen. Anic wurde von einem achtköpfigen Team der Zürcher Turing Agency entwickelt, einem Kompetenzzentrum für künstlerische Auseinandersetzungen im Bereich menschlich werdender Maschinen. Die Ich-Form, die Anic in ihrer ersten Kolumne „Intelligenzbestie“ verwendet, hat Leser dazu veranlasst, ihre eigene Identität und Selbstwahrnehmung zu hinterfragen. Hinter Anic steht jedoch keine autonome Intelligenz, sondern ein Team von Menschen, was die Frage nach Vertrauen und Interaktion mit künstlicher Intelligenz aufwirft, schreibt Jeanne Wellnitz im „medium magazin“.

 

Die soziale Halluzination
Die Interaktion mit künstlicher Intelligenz (KI) gibt oft Anlass zu einer „sozialen Halluzination“, bei der Menschen dazu neigen, Maschinen zu vermenschlichen. Unternehmen wie Amazon gestalten Sprachassistenten wie Alexa mit spezifischen Persönlichkeitsdesigns, um eine positive emotionale Verbindung zu schaffen. Jan-Philipp Stein, Experte für Medienpsychologie, erklärt, dass Menschen stärkere emotionale Bindungen zu KI aufbauen, wenn sie diese als sympathisch empfinden.

 

Experimente, die menschenähnliche Reaktionen von KI simulieren, konzentrieren sich auf Ängste vor Arbeitsplatzverlust und das „Uncanny Valley of Mind“, das den Grusel vor zu menschenähnlichen Robotern beschreibt.

 

Die sozialen Auswirkungen von KI gehen über den Journalismus hinaus und erstrecken sich auf Bereiche wie virtuelle Assistenten und Chatbots. Die KI-Chatbot-App Replika ermöglicht es Menschen, virtuelle Freunde, Liebespartner oder Traumfiguren zu erstellen. Die emotionale Verbindung zu diesen virtuellen Wesen führt zu einer neuen Form der Interaktion und hebt die Fähigkeit von KI hervor, komplexe Emotionen zu simulieren. Der Einfluss dieser sozialen Halluzination wird auch in der zunehmenden Akzeptanz von virtuellen Influencern auf Plattformen wie Instagram deutlich.

 

KI-Ethik und Vertrauen
Die Diskussion um die Ethik von künstlicher Intelligenz (KI) gewinnt an Bedeutung, da Technologien in den Alltag integriert werden. Vertrauen in KI erfordert Transparenz und Verständnis darüber, wie selbstlernende Algorithmen funktionieren. Das Zentrum für vertrauenswürdige Künstliche Intelligenz (KI) setzt sich dafür ein, Debatten darüber anzustoßen, welche Kriterien für den Einsatz von KI relevant sind. Die Europäische Kommission hat bereits sieben Kriterien für vertrauenswürdige KI festgelegt, darunter Transparenz, Datenschutz und Rechenschaftspflicht.

 

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