Vermischtes
Newsroom – Markus Wiegand

Was Jan Wachtel bei Burda erwartet

Was Jan Wachtel bei Burda erwartet Jan Wachtel (Foto: Burda Media)

Ein Konzern im Wartemodus, eine Führungsebene voller Fragezeichen: Jan Wachtel übernimmt Burda zu einem Zeitpunkt, an dem es an Richtung und Klarheit mangelt – und jede Entscheidung auf die Waage gelegt wird.

München – Wie war der Start von Jan Wachtel bei Burda? Ging so, schreibt „kress pro“-Chefredakteur Markus Wiegand in seiner aktuellen Kolumne „Aus unsereren Kreisen“. Und weiter: Im Oktober stellte sich der neue CEO von Burda Media in einer Videokonferenz vor. Anwesend waren einige Dutzend Führungskräfte des Unternehmens. Inhaltlich geschah dabei nichts Bemerkenswertes, atmosphärisch jedoch durchaus. Wachtel erzählte nämlich, so erinnern sich Augenzeugen, dass er sich gerade parallel auch um seine Kinder kümmern müsse, weil seine Partnerin nicht da sei. Und das alles sei ziemlich fordernd.

 

Mehrere Teilnehmerinnen empfanden diese Einlassungen als wehleidig. Für Frauen sei die Doppelbelastung aus Spitzenjob und Familie schließlich Alltag, hieß es bissig. Tagelang sorgte das Meeting für Gesprächsstoff im Haus. Nicht alle allerdings sahen in Wachtels Äußerungen eine Geringschätzung der Leistungen von Frauen. Ein männlicher Teilnehmer etwa sagte, ihm seien die Aussagen während des Meetings gar nicht aufgefallen.


Man sollte die Episode nicht überbewerten. Weitaus bedeutsamer für die Entwicklung des Hauses ist, dass viele Kräfte aus der Führungsebene Burda zuletzt als weitgehend führungslos erlebt haben. Strategisch wie auch in zahlreichen operativen Fragen fehlt eine klare Richtung. Das war unter dem Duo Hubert Burda und seinem CEO Paul-Bernhard Kallen (2010 bis 2021) anders.


Der neue CEO wird in der Belegschaft daher ebenso sehnlichst erwartet wie skeptisch beäugt. Mit Verlegerin Elisabeth Burda Furtwängler steht seit Kurzem eine Frau an der Spitze, die bislang keine Erfahrung in einer herausgehobenen Position der Medienbranche vorweisen kann. Verwaltungsratschef Olaf Koch wiederum bringt zwar Know-how aus Spitzenpositionen in der Wirtschaft mit und war bis 2020 acht Jahre lang Vorstandschef des Handelskonzerns Metro, doch auch bei ihm sucht man Kompetenz im Mediengeschäft vergeblich.


Mit Jan Wachtel kommt jetzt ein CEO dazu, dessen Leistungsausweis bestenfalls unklar ist. Bei RTL und der Bauer Media Group hat er in jeweils drei Jahren, nach informellen Aussagen aus den Häusern, kaum markante Spuren hinterlassen, wenngleich die Untergebenen den hemdsärmeligen Führungsstil mehrheitlich zu schätzen wussten.


In München wundert man sich zudem, wie nahtlos der Transfer von Bauer zu Burda verlief, und stellt fest, dass Yvonne Bauer offenbar nicht allzu große Anstrengungen unternommen hat, um ihre Spitzenkraft zu halten. Im Gegenteil.


Zudem haftet Wachtel der Makel an, nicht die erste Wahl gewesen zu sein. Eigentlich sollte eine Headhunterin aus der Schweiz eine Frau für den Spitzenjob auswählen. Mit der ein oder anderen Kandidatin war man offenbar schon recht weit, aber am Ende wurde es nach einem quälend langen Prozess schließlich doch Jan Wachtel.

 

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