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Wir Journalisten sind systemrelevant: Jan Fleischhauer über seine neue Servus-TV-Bühne

Wir Journalisten sind systemrelevant: Jan Fleischhauer über seine neue Servus-TV-Bühne Jan Fleischhauer: ab morgen wöchtentlich auf Servus TV.

„Jan Fleischhauer – 9 Minuten netto“ geht ab Dienstag wöchentlich auf Sendung. Was er vorhat und wie er in Zeiten der Corona-Krise arbeitet.

Salzburg – Mehr provokante Meinungsmacht für den Red-Bull-Mediahouse-Sender Servus TV: Jan Fleischhauer, langjähriger „Spiegel“-Kolumnist, der nun in „Focus“-Diensten steht, geht mit „Jan Fleischhauer – 9 Minuten netto“ wöchentlich auf Sendung. Was er vorhat und wie er in Zeiten der Corona-Krise arbeitet.

 

Was richtet die Corona-Krise mit ihren Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen aktuell eigentlich in Ihrem Alltags- und Berufsleben an?

Jan Fleischhauer: Der natürliche Arbeitsplatz des Kolumnisten ist der Schreibtisch, insofern hat sich für mich gar nicht so viel geändert. In meinem Job ist der zu enge Kontakt zu Politikern von Übel. Nähe macht einen als Kolumnist zu nachsichtig. So gesehen hat die Selbstisolation auch Vorteile.

 

Welche Art der Umstellung bereitet Ihnen derzeit die größten Schwierigkeiten?

Dass meine Kinder munter durchs Haus tollen. Sie sind drei und fünf Jahre alt. Jeder, der kleine Kinder hat, weiß, wovon ich rede.


Mit Ihrer neuen Servus-TV-Sendung, die am 7. April startet, bekommen Sie ja eine neue zusätzliche Bühne. Wie groß ist Ihre Anspannung vor dem Start?

Es ist ja nicht mein erster Fernsehauftritt, insoweit wäre es gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich vor Anspannung nicht in den Schlaf finde. Anderseits ist es ein regelmäßiges Format, immer Dienstags 19.09 Uhr. Da muss einem schon was einfallen.

 

Wie muss man sich den Charakter der Sendung vorstellen?

Mein Blick auf die Welt, in dem mir eigenen Ton und Stil. Was jetzt sicher eine Herausforderung sein wird, ist, dass es praktisch nur noch ein Mega-Thema gibt, neben dem alles andere verblasst. Meine Hoffnung ist allerdings, dass Corona als Thema so groß ist, dass darunter genug übrig bleibt, um die Sendung lebhaft und interessant zu machen.

 

"Journalistische Tätigkeiten sind nach wie vor erlaubt."

 

Wie funktioniert die Produktion eigentlich praktisch? Welche Sicherheitsvorkehrungen müssen Sie denn in Corona-Zeiten zusätzlich beachten?

Wir produzieren das Ganze bei der Produktionsgesellschaft AlDente in München. Bei der Aufnahme werden der Tonmann, der Kameramann und der Produzent Peter Schels zugegen sein. Ich weiß nicht genau, was die bayerischen Corona-Vorschriften sagen, aber ich glaube, journalistische Tätigkeiten sind nach wie vor erlaubt. Wir Journalisten gelten ja inzwischen sogar als systemrelevant, wenn ich das richtig gesehen habe. Mir wurde außerdem versichert, dass alle außer mir Mundschutz tragen. Und das Equipment wird jedesmal desinfiziert. Ich glaube, Sie müssen sich erst Sorgen machen, wenn auch ich mit Mundschutz auftrete.

 

Sie wollen auf die Geschehnisse jeweils einer Woche zurückblicken. Wie groß ist die Sorge, dass sich das Tempo der Ereignisse derzeit weiter stark erhöht?

Wir nehmen’s, wie es kommt. Was anderes bleibt einem als Journalist auch nicht übrig, würde ich sagen. So ist halt unser Job.

 

Wie legen Sie sich eigentlich konkret zurecht, was Sie jeweils in einer neuen Folge ansprechen wollen?

Wir zeichnen am Montag auf, also muss ich mir spätestens am Wochenende vorher Gedanken machen, was die Themen sind. Ich bin ja in Übung, wenn Sie so wollen. Als Kolumnist müssen Sie ohnehin die ganze Zeit überlegen, was an dem Tag, an dem Sie erscheinen, noch funktioniert. Das unterscheidet die Kolumne vom Kommentar: Sie haben Ihren Spot, und die Weltlage richtet sich leider nicht nach Ihnen und Ihrem Erscheinungstermin.

 

"Fernsehen ist unbarmherziger."

 

Sie waren ja lange ausschließlich Print-Mann. Mittlerweile stehen Sie immer öfter vor Kameras. In welchem Punkt unterscheidet sich das Arbeiten eigentlich am Stärksten?

Vor der Kamera kommt Ihre Persönlichkeit noch stärker zum Tragen, ist mein Eindruck. Wenn Sie in Wahrheit die Menschen hassen und überhaupt ein ziemlich vergrätzter Typ sind, dann können Sie das am Schreibtisch, wo Sie niemand sieht, leichter verbergen. In der Hinsicht ist Fernsehen unbarmherziger. Sie werden kenntlicher, in Ihren Stärken, aber auch in Ihnen Schwächen.

 

Sie werden mit Ihren Gedanken zum Weltgeschehen allein vor der Kamera gefilmt. Das könnte ein wenig an Ansprachen des Bundespräsidenten oder an „Tagesthemen“-Kommentare erinnern. Wie wollen Sie das Format möglichst unverkrampft halten?

Ich benutze keinen Teleprompter, sondern spreche frei. Das ist schon mal ein wesentlicher Unterschied zu „Tagesthemen“-Kommentaren. Außerdem traue ich mir den einen oder anderen Gag zu, der einem Menschen im Öffentlich-Rechtlichen Rundfunk nie über die Lippen käme.

 

Ist denn vorgesehen, dass Sie – wenn Nah-Begegnungen wieder unkomplizierter werden – Gäste in Ihre Servus-TV-Sendung holen?

Das will ich nicht prinzipiell ausschließen. Wir sind ja völlig frei, in dem, was wir tun. Aber ich glaube eher nicht, dass wir Gäste haben werden. Dagegen spricht schon die Kürze der Sendung. Neun Minuten sind ein eher konzentriertes Format.

 

Interview: Rupert Sommer


TV-Tipp: Die Sendung „Jan Fleischhauer - 9 Minuten netto“ wird bei Servus TV jeweils dienstags um 19.09 Uhr ausgestrahlt.