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Wolfram Weimer warnt vor ProSiebenSat.1-Übernahme: „Mediales Machtgefüge wäre betroffen“

Wolfram Weimer warnt vor ProSiebenSat.1-Übernahme: „Mediales Machtgefüge wäre betroffen“ Wolfram Weimer (Foto: IMAGO / Sven Simon)

Die Media-for-Europe-Gruppe der Berlusconi-Familie will die Kontrolle über ProSiebenSat.1 übernehmen. Der Kulturstaatsminister sieht darin eine Gefahr für die Medienvielfalt und warnt vor politischem Einfluss. Im September soll Pier Silvio Berlusconi im Kanzleramt Rede und Antwort stehen. Der DJV unterstützt Weimers Initiative.

Berlin – Der italienische Medienkonzern Media for Europe (MFE) der Berlusconi-Familie greift nach der Macht beim deutschen TV- und Unterhaltungskonzern ProSiebenSat.1. Die Bundesregierung sieht das mit Sorge. Medien- und Kulturstaatsminister Wolfram Weimer hat daher Pier Silvio Berlusconi ins Kanzleramt zu einem Gespräch eingeladen, das nach der Sommerpause im September stattfinden soll. Das berichten der "Spiegel" und Reuters. Pier Silvio Berlusconi leitet das Medienimperium seines verstorbenen Vaters, des ehemaligen italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi.

 

„Ein Eigentümerwechsel bei einem Medienkonzern wie ProSiebenSat.1 wäre weit mehr als nur ein normales Geschäft“, sagte Weimer der Nachrichtenagentur. „Die potenzielle Übernahme würde die Medienmachtstruktur unseres Landes beeinflussen.“ Starke private, unabhängige Fernsehkonzerne seien für Deutschland wichtig, ein Eigentümerwechsel dürfe nicht zu einer Einschränkung der journalistischen Unabhängigkeit führen, so der Minister weiter. „Medienmacht ist niemals neutral – wer sie kauft, trägt politische Verantwortung“.

Neben dem Verzicht auf politische Einflussnahme fordert Weimer auch eine Garantie für den Standort München von ProSiebenSat.1.

Um ProSiebenSat.1 tobt gerade ein Bieterstreit: MFE hält gut 30 Prozent an dem TV-Konzern und will diesen Anteil weiter ausbauen. Im März haben die Italiener den übrigen Aktionären ein Übernahmeangebot gemacht, um einen paneuropäischen Sender zu schaffen. Der zweitgrößte ProSiebenSat.1-Eigentümer, der tschechische Finanzinvestor PPF, reagierte darauf mit einem Gegenangebot, um seinen Anteil von 15 auf bis zu 29,99 Prozent zu erhöhen. Zuletzt war wieder MFE am Zug und besserte sein Angebot nach. Die Italiener wollen jetzt 8,62 Euro pro Aktie zahlen, zusammengesetzt aus 4,48 Euro in bar und 1,3 MFE-Aktien.

 

DJV unterstützt Weimers Initiative für ProSiebenSat.1

Der Deutsche Journalisten-Verband unterstützt die Initiative von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer für den Erhalt der Presse- und Meinungsfreiheit im privaten Rundfunk. DJV-Bundesvorsitzender Mika Beuster sieht darin einen wichtigen Hinweis darauf, dass die Bedenken des DJV gegen eine Übernahme von ProSiebenSat.1 durch den Berlusconi-Konzern auf höchster Ebene der Berliner Politik angekommen seien: „Wir warnen bereits seit Längerem vor der Übernahme durch die Berlusconi-Erben. Zum einen aus Sorge um journalistische Arbeitsplätze, zum anderen wegen der bedenklichen Nähe der MFE-Medien zu rechtspopulistischen Positionen.“