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Zeitungsmarkt weltweit im Aufwind - Bedrohung durch Gratiszeitungen

Bis 2012 wird der Umsatz der Zeitungen von 126 Milliarden Euro auf 140 Milliarden Euro zulegen, sagte der Präsident des Weltverbandes der Zeitungen, Gavin O'Reilly.

Berlin (dpa) - Der weltweite Zeitungsmarkt ist nach Angaben des internationalen Verlegerverbandes WAN im Aufwind. Bis 2012 werde der Umsatz der Zeitungen von 186,2 Milliarden Dollar (126 Milliarden Euro) auf 207,8 Milliarden Dollar (140 Milliarden Euro) zulegen, sagte der Präsident des Weltverbandes der Zeitungen (WAN), Gavin O'Reilly, am Dienstag auf dem Kongress des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in Berlin. Allerdings untergräbt nach Angaben der Meinungsforscherin Renate Köcher das Internet bei jungen Menschen die Gewohnheit der täglichen Zeitungslektüre. Das Internet sei bei den 20- bis 29-Jährigen die erste Informationsquelle.

"Das Bild von einer kriselnden Branche führt in die Irre", betonte O'Reilly. Als Bedrohung könnten sich allerdings die Gratisblätter erweisen. In Europa seien bereits 23 Prozent der Zeitungen kostenlos. Die Verleger sollten den Vormarsch der Gratiszeitungen genauso ernst nehmen wie Internet und mobile Kommunikation, sagte O'Reilly. Anders als vielfach vermutet, sei das Netz keine Bedrohung für die Branche. So werde sich der Werbeumsatz der Zeitungsportale laut Vorhersagen von heute sieben Milliarden Dollar (4,7 Mrd. Euro) bis 2012 verdoppeln.

Für Deutschland konnte die Meinungsforscherin Renate Köcher (Institut für Demoskopie Allensbach) keine Entwarnung geben. Die 20- bis 29-Jährigen hätten in Umfragen mehrheitlich (75 Prozent) das Netz als beliebteste Informationsquelle angegeben. Auch in der Gesamtbevölkerung nehme das Interesse an Zeitungen ab. Hatten 1980 noch knapp 84 Prozent der Befragten angegeben, regelmäßig Zeitung zu lesen, seien es heute nur noch 70 Prozent. Etwa 18 Prozent aller Menschen griffen nie zu einer Zeitung oder einer Zeitschrift.

Auf dem zweitägigen Verlegerkongress hatte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Montag den rund 500 Teilnehmern Unterstützung im Kampf gegen weitere EU-Werbeverbote und Gratiszeitungen der Deutschen Post zugesagt. Mit den geplanten Änderungen der Reform der Erbschaftssteuer solle auch der Bestand mittelständischer Zeitungsverlage gesichert werden, hatte Merkel angekündigt.