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Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: Keine Spur von Weiß

Richtig schreiben für Journalistinnen und Journalisten: Keine Spur von Weiß Stephan Töngi gibt Sprachtipps für Journalistinnen und Journalisten.

„Vorsicht, Sprachfalle!“ Teil 104: Stephan Töngi ist auf die falsche Anlehnung an das Adjektiv „weiß“ gestoßen.

Mannheim – Zu meiner Schulzeit konnte man in einem Wort mehrere Fehler fabrizieren, wohingegen der Lehrer aber nur einen mit einem roten Strich ahndete. Daran erinnerte ich mich, als ich folgenden Satz las: „Wenn es Trump gelingt, den Amerikanern etwas anderes weiß zu machen, kann er nicht nur das Amtsenthebungsverfahren überleben, sondern auch wiedergewählt werden.“

 

Konzentrieren wir uns hier auf das Verb in der Infinitivkonstruktion mit zu („weiß zu machen"). Erster Fehler ist das „ß“, weil dieses Adjektiv „weiß“ hier völlig deplatziert ist. Vielmehr geht der erste Teil des Verbs auf das Adjektiv „weise“ zurück.

 

Den zweiten roten Strich gibt es dafür, dass das Verb „jemandem etwas weismachen“ korrekt in einem Wort geschrieben wird.

 

Von seiner Wortbedeutung her steht die laut Duden umgangssprachliche Wendung „weismachen“ für „jemandem etwas vormachen, vorschwindeln, einreden“ oder „jemanden etwas glauben machen“.
Dazu passt ein Fehler, auf den ich an anderer Stelle gestoßen bin: „X weißt darauf hin, dass es zahlreiche ähnlich gelagerte Äußerungen von AfD-Akteuren gebe.“ Haben Sie den Fehler bemerkt? Es muss heißen: „X weist darauf hin …“

 

Korrekt müsste unser Fehler-Beispiel vom Anfang also lauten:
„Wenn es Trump gelingt, den Amerikanern etwas anderes weiszumachen, kann er … auch wiedergewählt werden.“

 

Nur der Vollständigkeit halber: Die Wiederwahl zum US-Präsidenten ist Donald Trump misslungen.

 

In der nächsten Sprachfalle geht’s um die Verben geradestehen und gerade stehen.
Die vorherige Sprachfalle beschäftigte sich mit dem Abschiedsgruß „tschüs“.

 

Stephan Töngi war beim „Mannheimer Morgen“ zuletzt für die Qualitätssicherung zuständig. Zuvor arbeitete er als Redakteur, später stellvertretender Ressortleiter in der Politikredaktion. Bei seiner Tätigkeit begegneten ihm typische Schreib-, Grammatik- und Zeichensetzungsfehler. Mit seiner wöchentlichen Kolumne möchte er Kolleginnen und Kollegen davor bewahren, in die Fallen der deutschen Sprache zu tappen.

 

Zum Thema „Besser Schreiben“ sind im Medienfachverlag Oberauer die „Journalisten-Werkstätten“ „Kreatives Schreiben“, „Titel und Teaser“, „Wie Wörter wirken“, „Wie Sätze wirken“, „Wie Texte wirken“ erschienen.

 

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