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Knapp bei Kasse: Wie Medienprofis ihre Einnahmen erhöhen

Knapp bei Kasse: Wie Medienprofis ihre Einnahmen erhöhen Attila Albert

Auf Dauer ist es zermürbend, wenn das Geld immer nur gerade so reicht. Karrierecoach Attila Albert über Wege von Gehaltserhöhung bis Nebenjob, um finanziell besser dazustehen.

Berlin – Bei einer Branchenveranstaltung kam ich kürzlich mit einem leitenden Journalisten, seit vielen Jahren beim selben Arbeitgeber angestellt, ins Gespräch. Er beklagte eine fehlende Zukunftsperspektive, hatte allerdings – nicht untypisch für seine Generation – bis heute weder einen Berufs- noch Studienabschluss, nur ein Volontariat. Als die Rede auf eine mögliche Weiterbildung oder Vorbereitung einer Selbstständigkeit kam, gab er nach einigem Zögern („muss noch überlegen‟, „bin unsicher”) zu: „Ich kann mir nichts davon leisten.”

 

Leider ist das kein Einzelfall. Die öffentliche Finanzlage ist ein mediales Dauerthema – mit der eigenen beschäftigen sich viele Medienprofis zu wenig. Gelegentlich beklagt sich ein Berufsanfänger oder freier Journalist auf LinkedIn über sein Einkommen. Darüber hinaus stehen die persönlichen Finanzen selten im Fokus. Individuell sehen sie, wie in jeder Branche, äußerst unterschiedlich aus. Manche können fortlaufend etwas beiseite legen, teilweise mehrere tausend Euro monatlich. Bei anderen reicht es immer nur gerade so.

 

Wer zwar das Nötigste bezahlen kann, viel mehr aber nicht, lebt jedoch ständig im Stress: In Angst vor unerwarteten Ausgaben (z. B. Reparatur oder Neukauf eines Haushaltsgerätes, Arztbehandlung mit hoher Eigenbeteiligung), frustriert darüber, dass sich andere deutlich mehr leisten können (z. B. eine Eigentumswohnung). Die meisten sehen in ihrem Einkommen auch eine Anerkennung und Wertschätzung ihrer Leistung. Liegt sie immer gerade beim Nötigsten, empfinden sie das als enttäuschend und verletzend.

 

Bei einem zu geringen Einkommen unterbleiben zudem wichtige Investitionen. Im Privaten geht es dabei um den Aufbau von Ersparnissen (schnell verfügbares Kapital) und andere Geldanlagen. Aber auch Investitionen in die berufliche Zukunft kommen ständig zu kurz. Weiterbildungen nach eigenem Bedarf, sich fachkundig beraten lassen (z. B. zu einer geplanten Selbstständigkeit), für das Homeoffice einen neuen Computer und Drucker anschaffen. Jahrelang geht es auch ohne all das, nur rächt sich das einmal.

 

Nicht aus Scham zurückhalten lassen
Wer als Medienprofi finanziell immer nur gerade so hinkommt, hat – so viel Ehrlichkeit muss sein – fast immer einen Anteil daran. Es sind selten unvorhersehbare Schicksalschläge, sondern die schmerzlichen Folgen eigener Entscheidungen. Das Bestehen auf einem finanziell nicht ertragreichen Berufsweg, überhöhte Lebenshaltungskosten (z. B. zu hohe Miete, zu viele Urlaube), das Verschleppen überfälliger Entscheidungen (z. B. kein Umzug, obwohl das Pendeln auf Dauer zu teuer ist), ungünstige Partnerwahl, teure Trennungen.

 

Diese Einsicht darf aber nicht dazu führen, dass Sie sich unter Selbstvorwürfen begraben oder Ihre aktuelle Lage aus Scham verleugnen, nur weiter abwarten und hoffen. Holen Sie sich Ihre Selbstbestimmung zurück, und zwar mit einem Entschluss: „Ich verdiene zu wenig, und daran werde ich jetzt etwas ändern.” Diese pragmatische, konsequente Perspektive lenkt den Blick auf die eigenen Fähigkeiten und Möglichkeiten, statt sich mit fruchtlosen Vorwürfen an die Arbeitgeber, Branche oder ganze Gesellschaft aufzuhalten.

 

Entscheidend ist, dass Sie sich ganz auf die Verbesserung Ihrer persönlichen Finanzen konzentrieren, damit auch Ihren Alltag nicht wie gehabt weiterführen. Sehen Sie, wo Sie Ausgaben reduzieren können (z. B. bei Restaurant- und Barbesuchen, Netflix, Spotify und ähnliche Abos, Reisen), vor allem aber, wo Sie Ihre Einnahmen erhöhen können. Fallen Sie dabei nicht auf dubiose Anbieter herein, die schnellen, mühelosen Reichtum versprechen. Einige überlegte Investitionen braucht es meist, aber arbeiten Sie vor allem mit dem, was Sie schon haben und können. Jetzt ist nicht die Zeit für lange, aufwändige Kurse.

 

Prüfen, ob Gehalt angemessen ist
Ein häufig ersehnter Ausweg aus einem finanziellen Engpass ist eine Gehaltserhöhung. Viele Medienprofis, die knapp bei Kasse sind, verdienen allerdings im Branchenvergleich gar nicht schlecht. Sie geben privat zu viel aus, aber mit diesem Argument lässt sich beim Arbeitgeber kein höheres Gehalt durchsetzen. Gehaltserhöhungen innerhalb eines bestehenden Vertragsverhältnisses fallen zudem meist recht bescheiden aus – nach Steuern und Sozialabgaben bleibt oft ein eher symbolischer Nettozugewinn übrig.

 

Prüfen sollten Sie aber in jedem Fall, ob Ihr Gehalt (noch) Ihrer Tätigkeit angemessen ist. Die Gehaltstarifverträge geben eine gute Orientierung, selbst wenn Ihr Arbeitgeber einen Haustarif hat. Ebenso hilfreich sind die regelmäßigen Gehaltsreports der Branchenmedien. Auch befreundete Kollegen können eine Einschätzung geben, ob Ihr Gehalt im Bereich des Üblichen liegt. Ist das nicht der Fall, lohnt das Gespräch mit dem Arbeitgeber, vor allem aber das aktive Bewerben mit dem Fokus darauf, mehr zu verdienen. Für Freie gilt das analog: Übliche Honorare ermitteln, auf ertragreichere Projekte und Kunden fokussieren.

 

Die Hoffnung auf eine Abfindung, die Sie von allen finanziellen Sorgen erlöst, ist in den meisten Fällen unberechtigt. Nicht nur, dass es sich dabei um eine freiwillige Leistung des Arbeitgebers handelt, bezahlen Sie sie – falls Ihnen überhaupt eine angeboten wird – mit dem Aufgeben Ihrer Arbeitsstelle, damit Ihres regelmäßigen Einkommens. Zudem wird sie hoch besteuert. Wollen Sie diesen Weg gehen, sollten Sie zuvor einen konkreten Plan vorbereiten, wie es nach Ausscheiden bei Ihrem Arbeitgeber weitergehen soll.

 

Nebenverdienst als bester Weg
Die beste Möglichkeit, schnell die eigenen Einnahmen zu erhöhen, ist eine nebenberufliche Selbstständigkeit. Die meisten Medienprofis entscheiden sich für einen der klassischen Wege (z. B. Berater, Dozent, Trainer, Buchautor, PR-Texter), aber je nach persönlichem Interesse ist auch jede andere Tätigkeit denkbar. Wer sowieso mit dem Gedanken spielt, sich einmal selbstständig zu machen, hat neben dem Zusatzverdienst einen zweiten Vorteil: Er kann seine Geschäftsidee direkt ohne größeres Risiko testen und weiterentwickeln.

 

Einige Einschränkungen sind zu beachten: Sie dürfen im Durchschnitt wöchentlich maximal 48 Stunden (Festanstellung plus Nebenjob) arbeiten, Ihrem Arbeitgeber keine Konkurrenz machen und müssen Ihre Arbeitskraft erhalten. Es wäre z. B. problematisch, wenn Sie nach Feierabend noch nachts in einer Bar aushelfen und deswegen morgens ständig übermüdet in die Redaktion kommen. Sehr restriktive Regelungen im Arbeitsvertrag, die einen Nebenjob praktisch fast unmöglich machen, sollten Sie juristisch überprüfen lassen.

 

Die größte Umstellung für Angestellte liegt darin, dass Unternehmertum auch im Nebenberuf ständiges praktisches Handeln erfordert – planen, entscheiden, umsetzen. Kommen Sie monate- oder gar jahrelang nicht weiter, sollten Sie sich externe Unterstützer suchen. Oft sind es nur Kleinigkeiten, die den Start unnötig verhindern, etwa Unklarheiten, ob Sie zuerst ein Unternehmen gründen müssten, wie eine Kundenrechnung ausgestellt wird und wie Sie Ihre Einnahmen und Kosten später bei der Steuererklärung angeben. Lassen Sie sich davon nicht lange aufhalten, und Sie werden finanziell bald besser dastehen.

 

Zur vergangenen Job-Kolumne: Mitspracherecht für den Partner 

 

Zum Autor: Karriere-Coach Attila Albert (geb. 1972) begleitet Medienprofis bei beruflichen Veränderungen. Er hat mehr als 25 Jahre journalistisch gearbeitet, u.a. bei der „Freien Presse“, bei Axel Springer und Ringier. Begleitend studierte er BWL, Webentwicklung und absolvierte eine Coaching-Ausbildung in den USA. www.media-dynamics.org.