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Investigativ-Journalist Roman Badanin erhält Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien 2022

Die Jury würdigte Roman Badanin als „Leuchtturm des unabhängigen Journalismus in und für Russland”.

Leipzig – Mit dem Preis für die Freiheit und Zukunft der Medien der Medienstiftung der Sparkasse Leipzig wird in diesem Jahr der russische Investigativ-Journalist Roman Badanin ausgezeichnet. Der Preis ehrt Medienschaffende und Institutionen, die sich in ihrer Arbeit der Presse- und Meinungsfreiheit verschrieben haben und dabei auch Repressionen oft bis hin zu Angriffen auf Leib und Leben in Kauf nehmen. Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird am 7. Oktober 2022 auf dem Mediencampus Villa Ida, dem Sitz der Medienstiftung, übergeben.

 

Die Jury aus Stiftungsvorstand und Stiftungsräten würdigte Roman Badanin als „Leuchtturm des unabhängigen Journalismus in und für Russland”. Wie kaum ein zweiter habe er den Wandel der staatlichen russischen Medienpolitik am eigenen Leib erfahren: 1970 in Kurgan geboren, hat er in relativer Freiheit ab 1997 die journalistische Arbeit bei der unabhängigen Zeitung Iswestija kennengelernt, im Anschluss arbeitete Badanin in führenden Positionen russischer Medien wie Gazeta.ru sowie westlicher Medien in Russland wie Forbes.ru.

 

Die zunehmende Beschränkung der Medienfreiheit begegnete ihm zwischen 2014 und 2017 als Chefredakteur der Nachrichtenagentur RBK und des regierungskritischen TV-Senders Dozhd. 2018 gründete Roman Badanin, der ab 2017 als Stipendiat des John S. Knight Journalism Fellowships an der Universität Stanford studierte, das Investigativ-Portal Proekt (Projekt), das unter anderem über die paramilitärische russische Organisation „Wagner” und über wirtschaftliche Aktivitäten und Korruption der russischen politischen Eliten berichtete.

 

Ab 2019 wurde Proekt von staatlichen Stellen beobachtet und 2021 als erstes unabhängiges Nachrichtenportal in die Liste „unerwünschter Organisationen” aufgenommen. Putins Regime erklärte Badanin sowie weitere Mitglieder der Redaktion zu „ausländischen Agenten”. Ihre Wohnungen wurden durchsucht und hohe Geld- und Freiheitsstrafen angedroht, sollte Proekt weiterbetrieben werden. Badanin – gerade auf einer Auslandsreise – beschloss, nicht nach Russland zurückzukehren. Proekt wurde vom Ausland aus weiterbetrieben, parallel gründete Roman Badanin im Herbst 2021 die Investigativplattform Agentstvo (Die Agentur). Derzeit arbeitet Badanin als Senior JSK Fellow an der Universität Stanford.