Journalistenpreise
KNA

Theodor-Wolff-Preise gehen an Beiträge zum Zustand der Demokratie

Demokratie unter Druck: Der Theodor-Wolff-Preis würdigt herausragenden Journalismus zur gesellschaftlichen Spaltung, politischen Gewalt und Geschlechtergerechtigkeit. Die Beiträge rütteln auf, ordnen ein und verbinden.

Berlin (KNA) – Der Zustand der Demokratie und ihre aktuellen Herausforderungen stehen im Mittelpunkt der mit dem Theodor-Wolff-Preis 2025 ausgezeichneten Beiträge. Der renommierte Medienpreis des Bundesverbandes Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) wurde am Dienstagabend vor rund 300 geladenen Gästen in Berlin verliehen.


Beim Thema des Jahres „Demokratie unter Druck: Was uns auseinandertreibt – was uns zusammenhält“ vergab die Jury den Preis an Bastian Berbner und „Die Zeit“ für den Beitrag „Überall hier wird 2024 gewählt“. Der Text beunruhige und beruhige gleichermaßen, weil er zeige, was die Demokratie schon überstanden habe, so die Jury.


In der Kategorie Reportage ging die Auszeichnung an Thorsten Schmitz und Peter Münch von der „Süddeutschen Zeitung“ für ihre Reportage „7. Oktober“. Darin porträtieren sie eine Familie aus Gaza und eine aus Israel, deren Leben durch den Anschlag der Hamas radikal verändert wurde. Der Beitrag sei konsequent aus der Sicht der Opfer erzählt und stärke beim Leser das Gefühl von Solidarität und Empathie für beide Seiten.


„Die beiden Erzählungen zeigen das Dilemma, in dem wir stecken: die Versuchung, für eine Seite Partei zu ergreifen und die andere dabei zu vergessen“, urteilte die Jury.


Hilfreiche Erkenntnisse
In der Kategorie Meinung wurde Martin Spiewak („Die Zeit“) ausgezeichnet für seinen Kommentar „Jung, männlich, abgehängt“. Darin liefere er eine umfassende, tief recherchierte Analyse von beträchtlicher Relevanz zum Thema Geschlechtergerechtigkeit, das „hier systematisch gegen den Strich gebürstet wird“, so die Jury: „Die Erkenntnisse sind nicht leicht auszuhalten, aber extrem hilf- und aufschlussreich.“


Der Preis für das beste lokale Stück ging an Sophie Sommer für ihren investigativen Beitrag über Kinderprostitution in Dortmund mit dem Titel „Ich spüre noch seine Hände auf mir“. Der in der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ erschienene Artikel sei eine „selten intensive Recherche in einem Komplex, der sonst unbeleuchtet bleibt“, so die Jury.


Podcast über Attentat
Der Preis in der Kategorie „Bestes lokales Digitalprojekt“ ging an Helmut Frangenberg und Laura Ostenda für ihren Podcast „Attentat am Blumenstand – Der Angriff auf Kölns Oberbürgermeisterin und die Gefährdung der Demokratie“, den sie für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ über das Attentat von 2015 auf die damalige Oberbürgermeister-Kandidatin Henriette Reker produzierten. Laut Jurybegründung sticht der Podcast durch seine politische Relevanz und sein innovatives Storytelling hervor.


Der Theodor-Wolff-Preis erinnert an den legendären Chefredakteur des „Berliner Tageblatts“. Theodor Wolff (1868–1943) floh 1933 vor den Nazis ins französische Exil, wurde dort später verhaftet und der Gestapo ausgeliefert. Er starb 1943 im Jüdischen Krankenhaus in Berlin. Der jährlich verliehene Preis gilt als eine der renommiertesten Auszeichnungen der deutschen Medienbranche und ist mit insgesamt 30.000 Euro dotiert.

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