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Bundeszentrale für politische Bildung: "Mehr Dialog mit Lesern"

Viele kennen sie noch aus der Schulzeit: die "Schwarzen Hefte" der Bundeszentrale für politische Bildung. Doch ihr Herausgeber hat weit mehr auf dem Zettel - aktuell ein Forum zum Lokaljournalismus. Almut Kipp hat mit Berthold Flöper gesprochen.

Hamburg (dpa) - Zum 21. Mal veranstaltet die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) ein Forum zum Lokaljournalismus. Bei der Veranstaltung, die heute in Hamburg beginnt, geht es einerseits um Trends in der Zeitungsbranche, andererseits um die Frage, wie sich leistungsfähiger Lokaljournalismus finanzieren lässt. Die Deutsche Presse-Agentur sprach mit dem bpb-Leiter des Lokaljournalistenprogramms, Berthold Flöper.

Herr Flöper, warum setzt sich die Bundeszentrale für politische Bildung für Lokaljournalismus ein?

Berthold Flöper: "Wir setzen uns für einen qualitativen und aktiven Lokaljournalismus ein, weil wir von unserem Auftrag her den informierten, orientierten und handlungsbereiten Bürger, der sich in seinem Gemeinwesen engagiert, unterstützen wollen. Dabei kommt der Lokalzeitung eine Schlüsselfunktion zu: Kein anderes Medium hat vergleichbar die Chance, die in Berlin oder Brüssel (EU) getroffenen Entscheidungen in den Alltag der Menschen vor Ort zu übersetzen."

Gelingt dies auch, wenn Sie sich die Zeitungslandschaft anschauen?

Berthold Flöper: "Immer besser. Es hat sich bei den Lokalzeitungen unglaublich viel verändert in den vergangenen Jahren. Es gab Technik-Schübe durch die Digitalisierung, die Arbeitsabläufe sind verändert und News-Rooms eingeführt worden, das Layout ist viel farbiger. Es gibt mehr Service-Journalismus, und es wird selbstbewusster analysiert und kommentiert. Das Konzeptionelle, näher an den Bürger, den Leser heranzugehen, ist im Lokaljournalismus angekommen."

Was sollte noch erfolgen, damit Lokaljournalismus noch besser wird?

Berthold Flöper: "Die Qualitätsdiskussion muss anhalten. Guter Lokaljournalismus zeichnet sich für mich aus, wenn er Bürgerjournalismus ist. Das heißt mehr Dialog mit dem Bürger organisieren, nicht nur Berichterstatter, sondern auch Moderator vor Ort sein und Demokratieprozesse anregen."

Muss mehr Recherche erfolgen, um dem demokratiegefährdenden Rechtsextremismus zu begegnen?

Berthold Flöper: "Lokalzeitungen strengen sich diesbezüglich sehr an. Aber natürlich haben wirtschaftliche Ressourcen unmittelbaren Einfluss auf die Möglichkeiten, vertiefte Recherchen über einen längeren Zeitraum durchführen zu können. Meine These lautet aber: Noch nie hat sich eine Lokalzeitung so sehr gefragt wie heute, was sie denn relevant macht. Die Infragestellung von jahrzehntelangen Arbeitsstrukturen setzt Kräfte frei und lenkt den Fokus auf das Wichtige."

Lokalredaktionen wie die der "Westfälischen Rundschau" wurden geschlossen, die "Frankfurter Rundschau" kann nur mit kleiner Redaktion weitermachen. Ist Ihnen nicht bange, dass das Fundament Lokaljournalismus arge Risse bekommt?

Berthold Flöper: "Ja, wir müssen aufpassen, dass das Segment nicht tiefer ins Trudeln gerät. Meiner Einschätzung nach wird es noch mehr Kooperationen geben müssen. Und neue Geschäftsmodelle zu finden, ist die Verlagsaufgabe schlechthin. Trotz aller Veränderungen: Wir dürfen nicht übersehen, dass wir in Europa immer noch die am besten ausgebaute Lokalzeitungslandschaft mit rund 1500 Redaktionen haben. Mit diesem Pfund lässt sich wuchern. In den Redaktionen wird schon viel experimentiert; das wollen wir nun in Hamburg vertiefen."

Mit Berthold Flöper von der Bundeszentrale für politische Bildung sprach Almut Kipp.