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Früherer Chefredakteur Bünte: "WR sollte auch in Zukunft mit eigenem Team präsent sein"

"Mit der Entlassung aller Redakteure in den WR-Redaktionen hat die WAZ-Mediengruppe einen Präzedenzfall auf dem deutschen Zeitungsmarkt geschaffen. Es gibt keine Großstadt von vergleichbarem Rang und Re­nom­mee wie Dortmund, in der nur noch eine Redaktion tätig ist. Für die Demokratie, für die Kommunen, aber auch für die Leserbindung wäre es gut, wenn die WR auch in Zukunft noch mit eigenen Redakteuren vor Ort präsent wäre", fordert Frank Bünte, von 1988 bis 2004 Chefredakteur der Dortmunder Tageszeitung.

Dortmund - Im Gespräch mit NEWSROOM macht Bünte deutlich, dass er zwar mit Amputationen und Konzentrationen, nie aber auch nur ansatzweise mit einer kompletten Redaktionsschließung gerechnet hätte. Bünte hofft, dass die Mehrheits-Eigentümer des Konzerns, die Familie Grotkamp, ihre Entscheidung noch einmal überdenken. "Die Ratio des Konzeptes ist nicht nachvollziehbar“.

Wenn der Verlag schon in Zukunft mit früheren Mitbewerbern zusammenarbeiten wolle, dann sollten zumindest noch einige WR-Redakteure in den Lokalredaktionen die Zeitung auf Rundschau-Layout umbauen und – zur Wahrung des Rundschau-Profils - mit eigenen Recherchen Akzente setzen. Bünte: "Das wäre auch in Zukunft mit Sicherheit wirtschaftlich darstellbar.

 

Lesen Sie hier den Kommentar "Westfälische Rundschau": Ein Flickwerk von einer Zeitung von NEWSROOM-Chefredakteur Bülend Ürük

 

"Die WR-Leser sind äußerst treu. Ihnen kann man nicht einfach die Ruhr-Nachrichten unterschieben", so Bünte. Der frühere WR-Chefredakteur erklärte, dass die WR-Redaktion immer auf ein offenes Ohr bei WAZ-Gründer Erich Brost und seiner Ehefrau Anneliese Brost setzen konnten, wenngleich auch bei den Vertretern der Brost-Gruppe stets wirtschaftliche Argumente den Ausschlag gaben. "Jetzt wird die Meinungsvielfalt mit Füßen getreten. Ich fühle mich bedrückt", erklärt er.

Frank Bünte stammt gebürtig aus Zwenkau bei Leipzig. Als er zwölf Jahre alt war, siedelte die Familie über nach Mülheim an der Ruhr.

 

Frank Bünte, Chefredakteur der "Westfälischen Rundschau" von 1988 bis 2004.

 

Er hat Volkswirtschaft in Nürnberg-Erlangen und Berlin studiert. Sein Volontariat hat er bei der "Westfälischen Rundschau", damals noch in der Lokalredaktion Bochum, 1968 begonnen. Es folgten Lehrmonate in den Redaktionen Ennepetal, Gevelsberg, Hagen und Rheine, bevor er ab 1971 in die Wirtschaftsredaktion der WR wechselte.

Klaus Schrotthofer, als Chefredakteur Nachfolger von Bünte in Dortmund, blieb gut drei Jahre an der WR-Spitze, auf Kathrin Lenzer, die nur wenige Monate die WR verantwortete, folgte Malte Hinz, der seit Ende 2008 die redaktionellen Geschicke der WR lenkt.

An der Demonstration am Samstag in Dortmund wird Frank Bünte teilnehmen.

Bülend Ürük