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handling-Chefredakteurin Petra Born: "Uns wird die Arbeit niemals ausgehen"

Als Chefredakteurin führt Petra Born die Redaktion von handling, dem führenden Fachmagazin für Handhabungstechnik, Fabrikautomation und Intralogistik.

Berlin - „Technikjournalismus heißt: interessante Themen, spannende Aufgaben, viel Verantwortung, tolle Begegnungen“, so Petra Born.

Zur Person: Als Chefredakteurin lenkt Petra Born seit 2009 die Geschicke des Fachmagazins handling.

 

handling-Chefredakteurin Petra Born im Gespräch: Studenten lernen den effizienten Materiafluss in der „Lernfabrik“ des Instituts für Produktionsmanagement, Technologie und Werkzeugmaschinen (PTW) der TU Darmstadt – und erläutern Fachredakteuren bei einem Vor-Ort-Besuch, wie richtige Teilebereitstellung im industriellen Umfeld funktioniert.

 

Die Journalistin, Jahrgang 1960, ist staatlich examinierte Krankenschwester, war in diesem Beruf auch in Frankfurt und Darmstadt tätig. Nach dem Studium Bauingenieurwesen und Mechanik an der TH Darmstadt und dem Abschluss 1986 als Diplom-Ingenieurin war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fachgebiet Aerodynamik und Messtechnik. Als freie Journalistin war sie beim Südkurier Konstanz und der Märkischen Allgemeinen Zeitung Potsdam tätig. Sie hat als Referentin für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit in einer Kommunalverwaltung, Hauptamtsleiterin und stellvertretende Bürgermeisterin gearbeitet, bevor sie 2006 als Redakteurin zu handling kam, dem führenden Fachmagazin für Handhabungstechnik, Fabrikautomation und Intralogistik. Die dreifache Mutter, die in Frankfurt am Main lebt, ist zudem nebenamtliche  Lehrbeauftragte für das Fach „Fachzeitschriftenredaktion“ im Studiengang Technikjournalismus an der Technischen Hochschule Nürnberg.

Was macht für Sie guten Technikjournalismus aus?

Petra Born: Ein Technikjournalist muss seine Leser kennen. Er muss wissen, für wen er schreibt. Für ein allgemeines Publikum? Oder als B2B-Fachzeitschriftenjournalist für eine definierte Branche? Letztgenanntes trifft für mich zu, und hier stehen die fachliche Relevanz und der Lesernutzen ganz oben. Guter Technikjournalismus ist leser- und zielgruppengerecht, er ist sach- und fachgerecht, und er ist mediengerecht – hat die zu bespielenden Kanäle, also print, online und Veranstaltungen, jeweils adäquat zu bedienen.       

Technik ist heute überall. Ab wann sagen Sie, dass Sie ein Thema aufgreifen müssen?

Petra Born: Im B2B-Bereich werden mir aktuelle Themen und Trends quasi automatisch unterbreitet, weil ich durch den Kontakt zu Unternehmen und durch die Besuche einschlägiger Fachmessen den Puls direkt am Geschehen fühlen kann. In meinem Sachgebiet, der industriellen Automatisierungstechnik, sind die Themenfelder Robotik, Energie, Produktion der Zukunft, Stichwort Industrie 4.0 und Mobilität permanent und immer wieder neu an der Tagesordnung. Meine Redaktion betrachtet sie auf unterschiedlichen Ebenen und nähert sich ihnen von verschiedenen Richtungen. Wir haben hier jede Menge Ansatzpunkte für horizontale und vertikale Sichten. Diese Themen stehen nicht separat, sondern sind auf komplexe Weise miteinander verwoben. Sie bestimmen unsere Zukunft. Auch der Technikjournalist, der für den Konsumenten schreibt, sich also auf B2C-Ebene bewegt, sollte genau diese Sujets immer wieder aufgreifen und von allen Seiten beleuchten, sie durchdenken und dem Leser erläutern, damit er versteht, warum und wie sich die Welt um uns herum verändert – und wir mit ihr!

 

Petra Born lenkt seit 2009 die Geschicke der Redaktion von handling, dem führenden Fachmagazin für Handhabungstechnik, Fabrikautomation und Intralogistik.

 

Wenn Sie Zeitungen, Zeitschriften lesen, Radio hören oder Fernsehen schauen - glauben Sie, dass alle Journalisten, die über Technik berichten, auch die Technik verstehen?

Petra Born: Ich bin begeisterter Technikberichteleser. Aber ich fürchte, nicht überall ist die Substanz prüfungsreif – gerade bei den Themen Internet und IT scheint in vielen Beiträgen der Untergrund schwammig, besonders in den Publikumsmedien. Mein Wunsch ist, dass, wer über Technik schreibt, dies mit Leidenschaft und Verstand tut. Bei Fachjournalisten kann man davon ausgehen, dass sie jeweils ihr Fach verstehen und die Beiträge rund sind und tief genug – je nach Zielgruppe. Ich gehe auch davon aus, dass diejenigen, die über Technik berichten, neben ihrem Wissen auch ein großes Maß an Passion besitzen – erst die gibt den Beiträgen die Würze. 

Was war für Sie das eindrucksvollste Erlebnis bei einer Technik-Recherche?

Petra Born: Eindrucksvolle Erlebnisse gibt es bei meiner Arbeit viele; allein die Produktionsanlagen, die ich besuchen darf, faszinieren mich, weil mich der Maschinenbau begeistert. Aber besonders in Erinnerung geblieben ist mir die erste persönliche Begegnung mit einem Geschäftsführer, der als Koryphäe seines Fachs auf der ganzen Welt bekannt ist und einen einzigartigen Ruf genießt. Mit seinem Büro hatte ich exklusiv ein Interview vereinbart, und ich erwartete den Termin mit Lampenfieber. Dachte, ich würde von einem Empfangstross in die heiligen Hallen geleitet werden. Stattdessen kam er selbst an die Pforte, in kariertem Hemd und mit Strickjacke. Wir führten ein wunderbares Gespräch unter vier Augen. Er erzählte mir seine Geschichte. Stammt aus einfachsten Verhältnissen, ging in eine Lehre, kurz nach dem Krieg, hatte eine Idee, einen Traum, wollte Unternehmer werden und etwas aufbauen mit eigenen Händen. Was ihm gelang. Seine Maschinen, sein Traum, sind weltweit im Einsatz und sorgen bei Tausenden für Arbeit und Wohlstand. Alle Achtung! Es sind die Menschen, die hinter der Technik stehen, die mich beeindrucken!

Wie reagieren eigentlich Ihre Leser auf Ihre Beiträge? Gibt es viele, die schimpfen, dass man nicht akkurat genug berichtet hat? Und - wie genau muss man eigentlich berichten, damit man alle Leser zufriedenstellt?

Petra Born: So lange wir in der Redaktion nichts hören, scheinen wohl alle zufrieden. Gleichwohl freuen wir uns über jede Rückmeldung unserer Leser – am liebsten freilich als Anerkennung, aber wir nehmen auch Kritik an, weil sie uns die Chance gibt besser zu werden. Von Zeit zu Zeit fragen wir unsere Leser gezielt nach ihren Wünschen und ihrer Zufriedenheit. Denn als BtoB-Medium verstehen wir uns als umfassende Brancheninformationsplattform und wollen den Lesern beruflichen Nutzen bringen. Also müssen wir klar am Leser bleiben, wir müssen wissen, was genau er benötigt und ihn entsprechend über diverse Kanäle bedienen. Wenn wir dann noch zeitgerechte journalistische Kompetenz mit aktueller Fachkompetenz vereinen, dürfen wir davon ausgehen, die Nutzer zufriedenzustellen. 

Warum sollten sich jüngere Kollegen aus Ihrer Sicht heute für den Technikjournalismus entscheiden? Oder sollen Sie lieber in einem anderen journalistischen Feld arbeiten?

 

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Petra Born: Technikjournalismus heißt: interessante Themen, spannende Aufgaben, viel Verantwortung, tolle Begegnungen. Jeder Mensch, ob er will oder nicht, hat mit Technik zu tun. Uns wird die Arbeit deshalb niemals ausgehen! Wer sich für Technikjournalismus entscheidet, sollte sich für Technik begeistern können, zumindest Technikaffinität mitbringen. Und er muss gut schreiben können – also komplexe Sachverhalte lesergerecht aufbereiten. Wer sich für Technikjournalismus in einem BtoB-Medium entscheidet, sollte sich außerdem für Wirtschaft interessieren und deren Zusammenhänge verinnerlichen, denn nur so kann er seinem Gegenüber adäquat entgegentreten.

Sind Ingenieure die besseren Technikjournalisten?

Petra Born: Nein. Man muss als Technikjournalist weder Differentialgleichungen lösen noch Flächenträgheitsmomente bestimmen und auch nichts rechnen, zum Glück! Aber es ist hilfreich, wenn man weiß, wovon die Rede ist! Ein Muss ist technisches Grundverständnis, technisches Interesse und die Bereitschaft, sich in sein Thema zu vertiefen. Ein Technikjournalist muss kein Ingenieur sein, aber die Qualität seiner Berichterstattung und seine Akzeptanz bei seinen Lesern steigen mit seinem technischen Background. Für mich gilt immer: Je mehr ich weiß, desto besser kann ich schreiben!  

Die Fragen an Diplom-Ingenieurin Petra Born, Chefredakteurin von handling, stellte Newsroom.de-Chefredakteur Bülend Ürük.

 

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