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dpa - Deutsche Presseagentur GmbH

Lottofee Tietze-Ludwig wird 75 Jahre alt − „Grenzenlose Optimistin“

Mehr als drei Jahrzehnte machte sie Menschen zu Millionären. Jetzt wird Lottofee Tietze-Ludwig 75 Jahre alt und schreibt über die Anfänge des Fernsehens.

Frankfurt/Main (dpa) − Die sympathische Fernsehansagerin mit der blonden Föhnfrisur war für die Deutschen mehr als 30 Jahre lang Glücksgöttin Fortuna. Schon vor der Einführung des Farbfernsehens präsentierte Karin Tietze-Ludwig erstmals die Lottozahlen. Sie gilt − zusammen mit „Tagesschau“-Sprecherin Dagmar Berghoff − als eine der bekanntesten Frauen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens der vergangenen Jahrzehnte. Am kommenden Dienstag (31. Mai) wird die lebensfrohe Lottofee 75 Jahre alt. 


„Den 77. würde ich feiern. Das ist eine schöne Zahl“, sagt die jung gebliebene Glücksbringerin, die selbst nie mehr als zwei Richtige im Lotto hatte, der Deutschen Presse-Agentur dpa. „Ich ziehe die Nieten und andere um mich herum die Kleingewinne“, erzählt sie schmunzelnd. Dessen ungeachtet: „Ich bin im Grunde ein glücklicher Mensch.“ Ihren 75. Geburtstag werde sie mit Freunden verbringen. „Es ist ja schön, die 75 überhaupt erreicht zu haben. Das ist ein Privileg.“

 

Im mittelhessischen Biedenkopf aufgewachsen, lernte Tietze-Ludwig den Beruf der Fremdsprachensekretärin und bewarb sich als Sprecherin beim Hessischen Rundfunk (hr). „Ich wollte eigentlich zum Radio. Und über das Radio bin ich dann zum Fernsehen gekommen, weil die meine Bewerbung weitergeleitet haben.“ Nach der dunkelhaarigen Lotto-Fee Elvira Hahn habe es der hr mal mit einer Blondine probieren wollen. „Ich war zum rechten Zeitpunkt an der richtigen Stelle“, sagt sie bescheiden.

 

Die Aufgabe der Lottofee übergab Tietze-Ludwig in einer Sendung im Januar 1998 ihrer Nachfolgerin Franziska Reichenbacher. Die Moderatorin und heutige Lottofee würdigt ihre Vorgängerin als Bestandteil des kollektiven Fernsehgedächtnis der Nation − in einer Reihe mit Hans Rosenthal, Wim Thoelke und Hans-Joachim Kulenkampff. „Sie steht für eine bestimmte Zeit der Fernsehgeschichte: Das Programm bestand aus zwei Kanälen, Fernsehen in Farbe war gerade erfunden und die Antenne stand oben auf dem Kasten“, sagt Reichenbacher.

 

„Eine Zeit, die zwar so fern erscheint wie der Stummfilm, doch die blonde Lichtgestalt Glückfee Karin Tietze-Ludwig leuchtet noch immer herüber.“ In der digitalen und gestreamten Fernsehwelt sei dies kaum mehr erreichbar. Die Erinnerung daher auch „wehmütige Sehnsucht nach dem übersichtlichen und ordnungsgemäßen Zustand der Welt“.

 

Über die Anfänge des Fernsehens, den Einfluss von Amerikanern und Engländern sowie über die Konkurrenz zwischen dem Ersten und dem Zweiten, schreibt Tietze-Ludwig gerade ein Buch. „Wir schalten um“, könnte der Titel lauten, sagt sie mit Blick auf den häufig gesagten Satz aus früheren ARD-Tagen. Die ersten Kapitel sind schon fertig. „Das macht mir unheimlich viel Spaß, weil ich sehr viel recherchieren muss − und dann kommt natürlich auch mein Leben, das ist der Aufhänger.“

Tietze-Ludwig mag das Schreiben: Über Glück hat sie bereits etwas verfasst. Und nach dem Tod ihres Mannes (2000), dem Journalisten Hans-Jürgen Tietze, schrieb die Mutter eines Sohnes auch darüber, „wie das Leben ohne Partner weiter geht“. Danach sei es ihr besser gegangen, erinnert sie sich. „Schreiben hilft ungemein.“

Die Idee eines Reisebuchs hat sie erstmal zurückgestellt. Reisen ist ihre große Leidenschaft. Sie sei noch immer viel unterwegs − „mit Lust und Laune“. „Ich habe sehr viel von der Welt gesehen, und jetzt fehlen mir noch die skandinavischen Länder, die sind dann wohl als nächstes dran“, sagt die umtriebige Frau, die die meiste Zeit ihres Lebens in Frankfurt gelebt hat und im kulturellen Leben der Großstadt anzutreffen ist.

Ihr Erfolgsrezept? „Ich bin sehr verlässlich“, sagt Tietze-Ludwig über sich. „Wer mich als Freund hat, der hat mich eigentlich für die Ewigkeit.“ Vor allem aber: „Ich bin ein grenzenloser Optimist.“ Davon versuche sie auch ein bisschen weiter zu geben. „Ich sehe im Negativen auch noch das Positive und das ist, glaube ich, ganz wichtig.»