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Niko Nowak: Glaube nicht an Medienkrise

Vielleicht war es der Moment, in dem ich die Zeitung aufschlug und über dem ersten eigenen Artikel meinen Namen las. Von Niko Nowak.

Gelsenkirchen - Vielleicht aber auch der Augenblick, in dem ich im Radio meine eigene Stimme hörte. Und ich möchte ehrlich sein – möglicherweise war es sogar das Stück Kuchen in der Halbzeitpause des Bundesligaspiels, das im Pressebereich kostenfrei serviert wurde.

Auf der Suche nach dem Grund für meine Entscheidung, Journalist zu werden, begegnen mir in Gedanken diese oder ähnliche Ereignisse wieder.

 


Niko Nowak hat keine Angst vor einer "mutmaßlichen Medienkrise". Er studiert im ersten Semester am Institut für Journalismus und PR an der Westfälischen Hochschule Gelsenkirchen.

 

Die so genannten Knackpunkte des Lebens, also jene magische Momente, die die Kraft besitzen, selbst grundlegende, tief verankerte Lebenseinstellungen und innere Überzeugungen über den Haufen zu werfen und neu zu definieren. Zugegebenermaßen klingt das schon in meinen eigenen Ohren viel zu spirituell und pathetisch, aber dennoch glaube ich, dass an dieser Theorie etwas dran ist. Vielleicht bewirken gewisse Geschehnisse nicht immer, dass sich Wünsche und Ziele komplett verändern. Durchaus kann es aber passieren, dass sie die Motivation, vorhandene Wünsche und Ziele zu erreichen, beflügeln. So in etwa spielte es sich zumindest bei mir ab.

Wie die meisten, die sich für die Medien interessieren und sich auch vorstellen können selber in ihnen zu arbeiten, ergriff ich die Initiative und bewarb mich um ein Praktikum. Zunächst bei einer Tageszeitung in der Sportredaktion, danach bei einem Radiosender durfte ich über Monate hinweg Redakteuren, Moderatoren und anderen über die Schultern schauen, fing aber auch bald selber damit an, für sie und mit ihnen zu arbeiten. Die nötige Motivation, bei den mir gestellten Aufgaben das bestmögliche Ergebnis zu erreichen, zog ich aus dem bereits vorhandenen Interesse für diese Medien. Recherchieren, Leute interviewen, Artikel schreiben – das alles hatte ich mir bereits vorher super spannend vorgestellt und ich hatte Glück – es war auch super spannend.

Dass attraktive Arbeitsplätze für Journalisten hart umkämpft sind und dass sich die Medienbranche vor allem der Bereich Print im Abbau befinden, war mir zu dieser Zeit zwar bewusst, doch beirren ließ ich mich davon nicht. Spätestens nach den beiden Praktika, nach dem Namen über den eigenen Artikeln, nach dem Hören der eigenen Stimme im Radio, nach dem Stück Kuchen in der Halbzeitpause, stand für mich fest: Ich will Journalist werden.

Ich habe den nächsten Schritt auf dem Weg zu meinem Ziel gemacht. An der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen habe ich mich für den Studiengang Journalismus und PR eingeschrieben und bin nach den ersten Wochen sehr zufrieden. Das Lehrangebot ist breit aufgestellt, der Umgang mit den Dozenten ist sehr locker und persönlich, und ich habe das Gefühl, dass sie uns auch wirklich etwas beibringen können. Wie es nach dem Studium konkret weiter gehen soll, kann ich noch nicht sagen, aber der Hörfunk steht auf meiner Liste ganz weit oben.

Vor einer mutmaßlichen Krise in der Medienwelt habe ich noch immer keine Angst.

Vielleicht bin ich noch nicht lange genug Teil oder Beobachter der Branche, aber für mich scheint eine richtige Krise gar nicht zu existieren.

Zum einen werden Journalisten, die ihren Job gut machen, auch in Zukunft immer gebraucht. Zum anderen sehe ich die Entwicklung der meisten Medien noch lange nicht in ihrer Endphase. Das Potenzial, aus TV und Radio qualitative Informations- und Unterhaltungskanäle zu machen, ist, meiner Ansicht nach noch lange nicht ausgeschöpft. Auch das Internet befindet sich in meinen Augen noch immer auf einem aufsteigenden Ast. Vor allem für den Journalismus wird es auch im Jahr 2014 immer wichtiger. Angesichts der vielen Möglichkeiten, die die Branche fördern können, sollten wir uns nicht zu sehr vor den negativen Symptomen der Entwicklung blenden lassen.

Niemand kann verheimlichen, dass Printmedien im starken Rückgang sind, doch bedeutet das noch lange nicht das Ende des Journalismus. Solange ich sicher bin, dass es neben mir auch noch andere gibt, die so denken, schreckt mich  eine vermeintliche Krise nicht ab.

Niko Nowak

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