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Ägypten: Medien sollen zu Anschlag auf Generalstaatsanwalt schweigen

Die Gewalt hält Ägypten in Atem. Nach Kämpfen im Sinai mit mehr als 100 Toten und einem Bombenanschlag in Kairo bekommen Medien nun für einen Teil ihrer Berichterstattung einen Maulkorb.

Kairo (dpa) - Die Medien in Ägypten sollen auf Anweisung der Regierung nicht mehr über Ermittlungen zum Bombenanschlag auf den Generalstaatsanwalt berichten. In- und ausländische Medien dürften nichts mehr zum Stand der Untersuchungen veröffentlichen, bis diese abgeschlossen seien, teilte die staatliche Nachrichtenagentur Mena am Donnerstag mit. Es sei künftig nur noch erlaubt, offizielle Stellungnahmen der Staatsanwaltschaft zu verbreiten. Die Maßnahme sei angeordnet worden, um die Ermittlungen zu schützen.

Generalstaatsanwalt Hischam Barakat war am Montag bei einem Bombenanschlag in Kairo getötet worden. Staatspräsident Abdel Fattah al-Sisi hatte daraufhin angekündigt, Prozesse künftig beschleunigen zu wollen - als Teil seines Kampfes gegen die verbotene Muslimbruderschaft, die die Regierung für diesen und andere Anschläge verantwortlich macht. Die Bruderschaft bestreitet, an Gewalttaten beteiligt zu sein.

Die Muslimbrüder beschuldigten derweil die Regierung, neun ihrer Mitglieder am Mittwoch bei einer Razzia "kaltblütig" ermordet zu haben. Unter den Opfern sei auch der ehemalige Parlamentsabgeordnete Nasser al-Hafi. Ein Sprecher der Sicherheitskräfte hatte den Vorfall so dargestellt, dass Polizisten bei der versuchten Festnahme der "gesuchten Terroristen" unter Beschuss gerieten und das Feuer erwiderten.

Ägypten wird seit einigen Tagen vermehrt von Terror und Bombenexplosionen erschüttert. Fast 120 Menschen waren am Mittwoch bei Angriffen islamistischer Extremisten auf Posten der Armee und anschließenden Gefechten auf der Sinai-Halbinsel getötet worden. Die Terrormiliz Islamischer Staat bekannte sich zu den Anschlägen.