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Bei der "FAS": Weder Schleichwerbung noch Koppelgeschäft, schlicht purer Zufall

Manchmal gibt es Zufälle, die sollte es nicht geben. Weil Leser sich dann Sorgen machen, dass die Redaktion sich kaufen lässt. Aktueller Fall: die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“.

Frankfurt - Von „Adlergate“, von Koppelgeschäft, gar von Schleichwerbung bei der „FAS“ spricht ein Newsroom.de-Leser. Die „FAZ“-Pressestelle hält dagegen und widerspricht.

60.400 Euro kostet eine ganzseitige Anzeige in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

 

FAS von Sonntag, 9. März 2014: Links die ganzseitige Anzeige der Textilkette Adler, rechts der Artikel auf der Seite Wirtschaft. Die Textilkette Adler war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Foto: Montage

 

 

Viel Geld für den Kunden, der aber so auch die Möglichkeit erhält, ein attraktives Publikum zu erreichen.

Die "FAS" hat eine verkaufte Auflage von 350.740 Exemplaren (IVW 4/2013), die Titel der konkurrierenden „Welt“-Gruppe („Welt am Sonntag“ und „Welt am Sonntag Kompakt“) erreichen gemeinsam eine verkaufte Auflage von 401.389 Exemplaren.

Gestartet 2001, hat die „FAS“ seitdem mehrere Preise für ihr Layout erhalten, auch ihre Journalisten wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Die Berichte der "FAS" gehören zu den besten Beiträgen der Republik.

Was einzig in den letzten Monaten wie bei vielen Printprodukten zu oft fehlt, sind bezahlte Anzeigen der Industrie.

"Das Leben ist kein Laufsteg" vs. "Adler will die alten Kunden"

„Das Leben ist kein Laufsteg“, lautet die Überschrift der ganzseitigen Anzeige von Adlermode in der „FAS“ von diesem Sonntag.

Nur wenige Seiten weiter, auf der Seite 23 im Ressort Wirtschaft, dann ein Bericht des stellvertretender Ressortleiters Wirtschaft bei der „FAS“. Überschrift: „Adler will die alten Kunden“.

In dem Bericht kommt ein ähnlicher Tenor vor wie in der Anzeige, so heißt es im Vorspann „Die Kunden der Textilkette Adler sind im Schnitt über 60 Jahre alt. Füllig sind sie auch gelegentlich. Und das ist gut so.“

In der ganzseitigen Anzeige heißt es unter anderem: „Wir finden: Mode ist für Menschen da - und nicht umgekehrt. Unsere Schnitte und Maßtabellen orientieren sich nicht an „Idealmaßen“, sondern daran, wie Frauen wirklich sind.“

Ist es Zufall, dass der Artikel ausgerechnet an dem Tag erscheint, an dem das Textilunternehmen eine ganzseitige Anzeige schaltet?

Ja, heißt es aus der FAZ-Unternehmenskommunikation.

"Selbstverständlich handelt es nicht um ein Koppelgeschäft oder Schleichwerbung. Beides ist bei der FAZ nicht denkbar“, erklärt ein Sprecher. Und fügt hinzu: „Die Redaktion wusste von der vor rund acht Wochen eingebuchten Anzeige der Firma Adler nichts. Es ist Zufall, dass in der gleichen Ausgabe auch redaktionell über die Firma Adler berichtet wurde. Dies kann immer wieder mal passieren, wenn die Nachrichtenlage entsprechend ist.“

Bei der FAZ stehen derzeit zahlreiche Veränderungen an. Erst in der vergangenen Woche hatte Newsroom.de gemeldet, dass die Tageszeitung im Zuge einer neuen Blattstruktur auch den Seitenumfang reduziert hat.

Ein Unternehmenssprecher hatte gegenüber Newsroom.de gesagt, dass es keine solche Pläne geben würde, obwohl die Zeitung seit der Änderung der Blattstruktur mit deutlich weniger Seiten erscheint.

Bülend Ürük

Sie wissen, was bei der FAZ passiert? Schreiben Sie mir vertraulich: chefredaktion@newsroom.de.