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Jürgen Emig: Vom Sonnyboy des Fernsehens zur Skandalfigur

Das "System Emig": Randsportarten sollten grundsätzlich auch Zugang zum Fernsehen und einer großen Öffentlichkeit haben - wenn sie sich an der Produktion finanziell beteiligen.

Frankfurt/Main (dpa) - Jürgen Emig verdankt seine große Zeit im Fernsehen einem Mann, um den es inzwischen sehr ruhig geworden ist. "Jan Ullrich, die ARD ist ihnen zu Dank verpflichtet", sagte Emig zur ehemaligen Radsport-Ikone, als das Tour-de-France-Fieber noch ganz Deutschland erfasst hatte. Im Glanz von Ullrich, der 1997 als bisher einziger Deutscher das härteste Radrennen der Welt gewann, wurde der stets joviale und engagiert auftretende Reporter Emig zum bekannten TV-Gesicht.

Der Ex-Sportchef des Hessischen Rundfunks (hr) hatte früh erkannt, wie nach Tennis und Boxen auch der Radsport zu einem nationalen Medienereignis gemacht werden kann. So war es nicht weit zum "System Emig": Randsportarten sollten grundsätzlich auch Zugang zum Fernsehen und einer großen Öffentlichkeit haben - wenn sie sich an der Produktion finanziell beteiligen. Das System der "Beistellungen" war geboren, mit dem Emig auch zur damaligen Freude des Hessischen Rundfunks dem Sender viel Geld eintrieb. Dafür wurde ausführlich auch über den Tanzsport, den Marathon oder den Frankfurter Triathlon berichtet. Niemandem fiel auf, dass Emig dabei einen Teil der Gelder in die eigene Tasche wirtschaftete.

Emig, 1945 in Kaiserslautern geboren, hat Biologie und Sport studiert und nach seinem Diplom als Sportlehrer in Saarbrücken über ein sport-journalistisches Thema promoviert. Er arbeitete frei als Moderator und Reporter für den Saarländischen Rundfunk, bevor er 1987 zum mächtigen Sportchef beim hr aufstieg.

Die hr-Sportmitarbeiterin Atlanta Killinger wurde nicht nur Emigs Ehefrau, sondern mit der von ihr gegründeten Agentur zur Geschäftspartnerin ihres Mannes bei der Abwicklung der "Beistellungen". Als der frühere hr-Intendant Klaus Berg dieses Gebaren untersagte, gründete Emig mit seinem guten Bekannten Harald Frahm - dem Präsidenten des Deutschen Tanzportbundes - die Agentur SMP. Als "Strohfirma", um weiter Gelder abzuzweigen, wie die Staatsanwaltschaft vermutet. Erst 2004 kamen die Ermittlungen ins Rollen - Emig musst als Sportchef gehen.

Kritik am "System Emig" hatte es aber schon in den 90er Jahren gegeben. Doch Emig wähnte sich ganz offensichtlich sehr sicher in seinem Chef-Sessel. Umso härter trafen ihn die fristlose Kündigung und die zweimalige Untersuchungshaft. Er fühle sich als "Kleinkrimineller" gedemütigt, sagte Emig verbittert vor zwei Jahren in einem Auftritt vor dem Arbeitsgericht. Schließlich habe er als Vermittler dem hr und der ARD rund 20 Millionen Euro in die Kassen gespült. "Es wird der Tag kommen, an dem ich das alles beziffern kann."

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