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Arte-Präsident: Proeuropäischer Geist ist unbestritten und lebendig

25 Jahre nach Sendebeginn hat sich der europäische TV-Kanal Arte etabliert. Herausforderungen gibt es aber auch heute noch. Wo die liegen, erklärt das deutsch-französische Führungsduo.

Straßburg (dpa) − Peter Boudgoust spricht Deutsch, Anne Durupty Französisch, einen Übersetzer braucht es nicht. Auch das ist Arte. Die Sprache des anderen meistern sie hier alle. 

 

Arte hat seinen Online-Auftritt gerade überarbeitet. In Deutschland ist das Angebot öffentlich-rechtlicher Sender im Internet sehr umstritten. Ist das in Frankreich auch so?Boudgoust: In Deutschland hat man immer die Idee vorangestellt, man müsse eine Expansion der Öffentlich-rechtlichen beschränken, ihnen Fesseln anlegen. Die Idee in Frankreich ist gerade umgekehrt. Man sagt, ein öffentlich-rechtliches System ist dann die Finanzierung wert, wenn es erfolgreich ist, wenn es innovativ ist.

Durupty: Die Konkurrenz zwischen dem privaten und dem öffentlichen Sektor hat historisch gesehen in Frankreich nicht dieselbe Bedeutung. Wogegen sich private Unternehmen wehren, sind Beschränkungen bei der Werbung. Sie wollen etwa, dass die öffentlichen Unternehmen nur von den Gebühren leben. Dagegen ist das Online-Angebot der öffentlich-rechtlichen Sender etwas, wogegen sich weder die privaten Sender noch die Presse jemals gewehrt haben.

 

Sind Streaming-Dienste eine Bedrohung für Arte?

Durupty: Dass weltweite Anbieter wie Netflix existieren, setzt uns zusätzlich unter Druck, im Netz gute Angebote zu machen. Während wir natürlich nicht dieselben Mittel haben wie Netflix.

Boudgoust: Netflix ist in jeder Hinsicht ein Gigant, hat aber auch ein völlig anderes Geschäftsmodell. Es ist ein Angebot für die ganze Welt. Arte hat einen dezidiert europäischen Auftrag.

 

Was ist aus der Zusammenarbeit mit Polen geworden?

Boudgoust: Der Kooperationsvertrag mit dem polnischen Sender TVP wurde noch zu Zeiten abgeschlossen, als TVP ein anderer Sender war. Dort hat es massive Wechsel in der Führung und auch in der Ausrichtung des Senders gegeben. Wir haben unsere Ansprechpartner verloren. Da wir mit Besorgnis gesehen haben, dass Grundsätze, die uns wichtig sind, was die publizistische Freiheit und Unabhängigkeit angeht, gefährdet sind, haben wir dieses Abkommen suspendiert. Die Hand bleibt aber ausgestreckt.

 

Hat sich bei Arte die antieuropäische Stimmung, die im französischen Wahlkampf zu spüren war, bemerkbar gemacht?
Boudgoust: Nein. Arte hat einen klaren Gründungsauftrag. Dieser proeuropäische Geist ist auch nach wie vor unbestritten und lebendig. Von daher besteht für uns auch kein Anlass, auf irgendwelche Äußerungen aus dem Wahlkampf einzugehen. Ich bin davon überzeugt, die Europäische Union wird durch mehrere Krisen gehen, aber sie wird gestärkt daraus hervorgehen, weil es keine Alternative gibt.

Durupty (auf deutsch): Davon bin ich auch überzeugt.

 

Zur Person: SWR-Intendant Peter Boudgoust ist Präsident von Arte, die Französin Anne Ruptuy Vizepräsidentin. Beide sind seit 2016 im Amt.