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dpa

Nach „Spiegel“-Fälschungsaffäre diskutiert Reporterforum Konsequenzen

„Fakten dürfen nicht passend gemacht werden, da gibt es kein Vertun“, sagte Clemens Höges

Hamburg (dpa) − Nach der Fälschungsaffäre beim „Spiegel“ diskutiert die Medienbranche über Glaubwürdigkeit und mehr Transparenz. „Fakten dürfen nicht passend gemacht werden, da gibt es kein Vertun“, sagte Clemens Höges vom Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ am Freitag bei einer Veranstaltung des Reporter-Forums in Hamburg. Die Workshops der Journalisten-Initiative standen in diesem Jahr unter dem Motto „Vertrauen verspielen, Vertrauen gewinnen.“ Das Reporter-Forum vergibt den Reporterpreis, den Claas Relotius viermal bekommen hatte.

Beim Spiegel-Verlag arbeitet eine Kommission auf, warum die Fälschungen des ehemaligen „Spiegel“-Redakteurs Relotius unbemerkt bleiben konnten und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind. Es gehe um Methoden, um künftig unsauberes Arbeiten zu verhindern, sagte Höges, der Mitglied der Kommission ist. Wann ihr Abschlussbericht vorliegt und wie er öffentlich gemacht wird, konnte er noch nicht sagen. „Es dauert so lange, weil wir es gründlich machen.“

Der „Spiegel“ hatte den Fälschungsfall im Dezember 2018 aufgedeckt und öffentlich gemacht. Von Relotius waren nach Angaben des Magazins seit 2011 knapp 60 Texte im Heft und bei „Spiegel Online“ erschienen. Unter anderem hat Relotius Protagonisten erfunden. Beim „Spiegel“ hat der Journalist nach Bekanntwerden des Fälschungsfalls gekündigt.

Der Ressortleiter der Hamburger Wochenzeitung „Die Zeit“, Stephan Lebert, warnte davor, in Redaktionen ein Klima des gegenseitigen Misstrauens zu schaffen. Die Verantwortung des Autors gegenüber dem Leser müsse im Mittelpunkt stehen, sagte er. Der Investigativ-Reporter der „Welt am Sonntag“ Marc Neller sprach sich für mehr Quellen-Transparenz in der Berichterstattung aus. Gerade der Online-Journalismus biete dazu durch die Verlinkung von Original-Quellen Möglichkeiten.