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Birk Meinhardt: Welche Geschichten in der Süddeutschen nicht gedruckt wurden

Birk Meinhardt: Welche Geschichten in der Süddeutschen nicht gedruckt wurden Birk Meinhardt

Wer sie verhindert hat und was die Chefredaktion dazu sagt, lesen Sie im aktuellen „Wirtschaftsjournalisten“.

München – Normalerweise liest man Abrechnungen mit dem früheren Arbeitgeber nicht so gern. Die Argumentationsweise hat meist etwas Selbstgefälliges und Selbstgerechtes und berührt den Leser oft peinlich. Birk Meinhardt, ehemaliger preisgekrönter Autor der „Süddeutschen Zeitung“, kommt erfreulicherweise ohne derlei Rhetorik aus.

 

Der Autor hat ein nachdenkliches Buch über seinen schleichenden Abgang aus dem Journalismus und von seinem Blatt geschrieben, dem er von 1992 bis 2012 als Redakteur verbunden war. Darin enthalten sind auch Geschichten, die die „SZ“ nicht gedruckt hatte, unter anderem ein Report über die Deutsche Bank aus dem Jahr 2004.

 

Der Text, der sich auch mit Opfern der Deutschen Bank beschäftigte, sei vom damaligen Wirtschaftschef Nikolaus Piper verhindert worden, insinuiert Meinhardt und zitiert aus einer E-Mail an ihn: „Sie maßen sich an, einfach alle Punkte, alle Geschichten, alle Zahlen zu negieren, die darauf hindeuten, daß da etwas im Argen liegt. Ich habe den Eindruck, Sie möchten das einfach nicht hören.“

 

Wie aus „SZ“-Kreisen zu erfahren ist, sei der Report einfach zu lang gewesen; man hätte zwei Seite-drei-Reportagen daraus machen müssen, was nicht möglich gewesen sei. Meinhardt habe nicht mit sich reden lassen. Dass die „SZ“ vor der Deutschen Bank eingeknickt sei, sei „Quatsch“.

 

„SZ“-Chefredakteur Wolfgang Krach teilte mit, die von Meinhardt im Buch erhobenen Anschuldigungen seien „irreführend und nicht zutreffend“. Es gehöre bei der „SZ“ zum redaktionellen Alltag, dass Autoren ihre Geschichten zum Überarbeiten zurückerhalten. Das habe „nichts mit der Haltung des Autors oder dem Tenor des jeweiligen Textes“ zu tun. 

 

Der Text stammt aus der aktuellen Ausgabe des „Wirtschaftsjournalisten“.


Weitere Themen in dieser Ausgabe:

  • Allein gegen Wirecard. Wie Dan McCrum von der „Financial Times“ den Mega-Betrugsfall aufgedeckt hat. Wer alles gegen ihn war und welche Ängste er ausstehen musste. Und warum man für diese Art von Journalismus keine Experte sein musste.
  • Wo waren „FAZ“ & Co? Warum führende deutsche Wirtschaftsmedien im Fall Wirecard im Abseits standen, aber wenig Anlass für Selbstkritik finden.
  • Warum weiß Sven Afhüppe alles über Corona? Wie der „Handelsblatt“-Chefredakteur zu seinem Wissen kam und dabei beinahe Teile der Redaktion angesteckt hat.
  • Was machen Sie bei Tichy, Herr Wendt? Vom „Focus“ zum rechtspopulistischen „Tichys Einblick“. Wie bekommt man das hin?
  • Mit nackten Zahlen sind keine Leser zu gewinnen. Wie „WAZ“-Chefredakteur Andreas Tyrock die regionale Wirtschaft als Abo-Bringer entdeckt hat.
  • Was war ihr größter Fehler, Herr Christian Kirchner? In der Causa Wirecard sieht der Ex-„Capital“-Mann sein größtes Versäumnis, gesteht er im Fragebogen. Dort habe er „zehn Jahre zu viel bedeutungsschwer gelabert und zu wenig geschrieben“.