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Die Zerstörung der Presse: Wie Rezo jetzt Medien kritisiert

Die Zerstörung der Presse: Wie Rezo jetzt Medien kritisiert YouTuber Rezo

Der frischgebackene Nannen-Preisträger Rezo nimmt in einem einstündigen Video die deutschen Medien auseinander. Seine Kritik ist konstruktiv und mit mehr als 250 Quellen belegt. Einzelne Fehler schadeten der ganzen Branche, so Rezo, der sich nicht nur an „Bild“ abarbeitet – sondern auch an „FAZ“ und „SZ“.

Berlin – Rezo hat mit einem Mitglied seines Teams sämtliche Artikel aus dem Jahr 2019 analysiert, die über ihn in deutschen Medien verfasst wurden. In insgesamt 34 Prozent der 400 untersuchten Artikel habe er nach eigener Aussage Fehler gefunden, sagt er in seinem aktuellen YouTube-Video Die Zerstörung der Presse. Darunter seien banale (falscher Studiengang), aber auch schwerwiegendere Fehler gewesen.

 

„Wilde Behauptungen (...) aufzustellen, ohne jeglichen Beleg, das können nicht nur Aluhutträger.“ Fehler passierten allen, sagt Rezo, doch allein in der „FAZ“ habe er in zwei Dritteln der Berichte über ihn Falschbehauptungen gefunden, aber auch in vielen anderen Zeitungen. So hätten einige phantasiert, dass hinter ihm eine große PR-Maschine stehe, ein Stab an Mitarbeitenden etwa für Videoproduktion und Recherche. Dabei sei es einer, mit dem er ohnehin befreundet sei.

 

„Liebe ,FAZ‘ und ,Süddeutsche‘, nur weil ihr euch das nicht vorstellen könnt, heißt das doch nicht, dass ihr euren Lesern irgendwelche Märchen erzählen solltet, die ihr nicht mal belegt und auch nicht belegen könntet, weil man Bullshit nicht belegen kann“, betont Rezo.

 

Der Youtuber, der mit dem Video „Die Zerstörung der CDU“ populär wurde, prangert in dem einstündigen Beitrag an, dass sowohl in Medien als auch bei Verschwörungstheoretikern häufig mit Fragen etwas suggeriert werde, was so nicht stimmt. Ähnliches gelte für die Verwendung von Konjunktiven. Seiner Meinung nach habe dies negative Folgen für die gesamte Branche: Wenn ein Leser durch eine suggestive Überschrift, die im Text nicht belegt wird, betrogen fühle, mache er dafür nicht explizit den Autor des Textes dafür verantwortlich oder das Medium, in dem der Artikel erschien. Stattdessen leide das Grundvertrauen in „die Medien“.

 

Rezo fordert in dem Beitrag, der am Montagmittag bereits 1,4 Millionen Klicks hatte, dass seriöse Medien auf Abstand gehen zu unseriösen. „Damit man weiß, dass eure Standards höher sind, solltet ihr vielleicht klarer machen, dass ihr euch von diesen Assi-Zeitungen distanziert.“ So würden etwa „ständig“ unseriöse Medien von seriösen zitiert. „Differenzierung ist nicht nur in der Verantwortung der Rezipienten. Und solange ihr als seriöse Presse diese Linie nicht völlig klar macht, erzeugt ihr weiterhin unnötiges Misstrauen und Verunsicherung. Und damit spielt ihr dann letztlich den Hetzern und Verschwörungsleuten in die Hände.“

 

Medienjournalist Daniel Bouhs kommentiert für den RBB: „Dieses Video ist schonungslose Medienkritik, vor allem mit einem konstruktiven Ansatz: Rezo wünscht sich, dass Medien gerade in dieser Zeit vertraut wird. Rezo überzeugt Bouhs „mit der Wucht der Verdichtung und kluger Analyse“. Aber werde das etwas ändern? „Unwahrscheinlich scheint, dass etwa die Tagesschau die ,Bild-Zeitung‘ ignoriert. Solange ,Bild‘ auch Exklusives aus Politik und Wirtschaft vermeldet – sollte eine Redaktion das ihrem Publikum verschweigen? Seriöse Medien stecken dabei in einem Dilemma“, findet Bouhs.

 

Seine Prognose: „Mit Blick auf die Klatsch- und Boulevardmedien spricht wenig dafür, dass sich an deren Politik wirklich etwas ändert und Rezo etwas bewirkt. Sie hätten immer noch eine wahnsinnige Auflage – obwohl ihre Methoden durchaus auch von seriösen Medien kritisiert werden.“

 

Trotzdem sieht Bouhs in dem Video „ein Stück Medienkompetenz, wie sie in dieser Zeit mehr denn je not tut“. „Der große Wert dabei: Rezo dürfte bei seinen 1,4 Millionen Abonnentinnen und Abonnenten auf Youtube nicht zuletzt in eine Szene vordringen, in der sich klassische Medien noch immer eher schwertun.“