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„Es reicht, Herr Frank!“ – Bistum Köln in offener Konfrontation mit Zeitung

Offene Briefe und gegenseitige Vorwürfe: Das Erzbistum Köln kritisiert die Berichterstattung des „Kölner Stadt-Anzeigers“ über Kardinal Woelki. Die Zeitung wirft der Kirche eine „Grenzüberschreitung“ vor.

Köln (KNA) – Zwischen dem Erzbistum Köln und dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ hat sich ein heftiger Streit entwickelt. In einem offenen Brief kritisierte Amtsleiter Frank Hüppelshäuser die Zeitung – und namentlich Chefkorrespondent Joachim Frank. Dessen Berichterstattung über das Erzbistum und Kardinal Rainer Maria Woelki sei „menschenverachtend“. Chefredakteur Gerald Selch wies die Vorwürfe als diffamierend zurück. Rückendeckung bekam Frank am Donnerstag vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK).


Auslöser des Streits ist ein Bericht des Blatts über die feierliche Eröffnung des neuen Erzbischöflichen Bildungscampus Köln-Kalk. Demnach soll das Erzbistum Mitarbeitende aufgefordert haben, dabei keine Regenbogensymbole zu tragen. In einem weiteren Beitrag berichtete Frank über einen Lehrer des Bonner Kardinal-Frings-Gymnasiums. Dieser sei vom Fachbereichsleiter für die Schulen im Erzbistum unter Druck gesetzt worden, nachdem er bei der 60-Jahr-Feier zur Grundsteinlegung der Schule einen regenbogenfarbenen Pullover getragen haben soll.


„Es reicht, Herr Frank!“
In dem auf der Homepage der Erzdiözese veröffentlichten offenen Brief heißt es: „Es reicht, Herr Frank!“ Hüppelshäuser wirft dem Journalisten vor, einzelne Mitarbeitende des Erzbistums namentlich benannt und „an den Pranger gestellt“ zu haben, ohne dass sich diese wehren könnten. Dies stelle „den bisherigen Tiefpunkt Ihrer Veröffentlichungen dar“. Weiter schreibt er: „Herr Frank, Sie mühen sich seit Jahren ab, das Erzbistum Köln mit seinem Bischof an der Spitze zu diskreditieren, zu verunglimpfen und sein Bild in der Öffentlichkeit zu verzerren.“


Chefredakteur Selch entgegnete, Hüppelshäuser verunglimpfe Franks Arbeit mit persönlichen Angriffen und haltlosen Unterstellungen. Mit dem Begriff „menschenverachtend“ verlasse das Erzbistum den „akzeptablen Diskursraum“, heißt es in einem Schreiben, über das das Portal Kirche+Leben berichtete. „Dies ist eine Grenzüberschreitung der Institution katholische Kirche gegenüber der freien Presse und deren Vertretern.“


Besonders jene, die vom Agieren der Bistumsleitung direkt betroffen seien, hätten sich dankbar für die Berichterstattung gezeigt, betont Selch: „Die freie Presse ist hier nicht selten eine (letzte) Möglichkeit, kritikwürdigem Verhalten der Bistumsleitung etwas entgegenzusetzen.“


„Köln-Check“ über Beliebtheit von Woelki
Ein weiterer Streitpunkt ist eine repräsentative Forsa-Umfrage, die sowohl vom „Kölner Stadt-Anzeiger“ als auch von der „Kölnischen Rundschau“ beauftragt wurde. Laut dem sogenannten „Köln-Check“, der vor der Einweihung des Bildungscampus durchgeführt wurde, zeigen sich 83 Prozent der Kölnerinnen und Kölner weniger oder gar nicht zufrieden mit Woelkis Amtsführung.


Auch darauf reagierte das Erzbistum mit einer Stellungnahme: Verantwortlich für die Umfrage sei „ein Journalist, der sich seit Jahren gezielt mit Negativ-Berichterstattung rund um das Erzbistum Köln befasst“. Die Zahlen widersprächen der Wahrnehmung, dass viele Gläubige Woelkis Wirken wertschätzten. So hätten an der Fronleichnamsprozession 3.000 Menschen und an einem anschließenden viertägigen Glaubensfest 1.000 Personen teilgenommen.


Katholische Laien verteidigen Frank
Das ZdK nahm Joachim Frank in Schutz. Der Journalist ist Vorsitzender der Gesellschaft Katholischer Publizistinnen und Publizisten (GKP) und gehört somit auch dem ZdK an. „Wir nehmen die öffentliche Kritik des Erzbistums Köln an unserem Mitglied Joachim Frank mit Unverständnis zur Kenntnis“, erklärte ZdK-Generalsekretär Marc Frings. „Joachim Frank ist ein profilierter Journalist, der seit vielen Jahren mit großer fachlicher Kompetenz und mit persönlicher Integrität über kirchliche Themen berichtet.“ Eine unabhängige und auch unbequeme Presse sei kein Angriff auf die Kirche, sondern „Grundbedingung für Vertrauen und Glaubwürdigkeit“.


Auch der GKP-Vorstand stärkte Frank den Rücken: Die Vorwürfe gegen ihn seien „haltlos und ehrverletzend“. Wenn Berichte nach Ansicht des Erzbistums nicht der Wahrheit entsprächen, gebe es presserechtliche Möglichkeiten. Stattdessen habe man auf der eigenen Website „die Form eines diffamierenden Offenen Briefs“ gewählt.