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Feindeslisten von 150 Abgeordneten im Netz

Feindeslisten von 150 Abgeordneten im Netz Ben Kutz ist Redakteur bei „Walulis“ (Foto: Paul Kuchler)

„Walulis“-Redakteur Ben Kutz hat recherchiert, wie Adresslisten von Bundestagsabgeordneten ins Netz kommen.

Baden-Baden – Was haben die teils privaten Anschriften von Spitzenpolitikerinnen und -politikern im Netz zu suchen? Ein Team des Funk-Formats „Walulis“ und der „Süddeutschen Zeitung“ hat eine solche Liste entdeckt und untersucht. Im Interview mit Sebastian Meineck für das aktuelle „medium magazin“ berichtet „Walulis“-Redakteur Ben Kutz, dass oft ausgerechnet Behörden und Parteien selbst die Daten geleakt hätten.

 

Ihre Recherche handelt von einem Dokument aus dem Internet. Was stand da genau drin?

Ben Kutz: Es ist eine Liste mit rund 150 Namen und 250 Adressen von Bundestagsabgeordneten, die für die allgemeine Impfpflicht gestimmt haben. Aus dem Dokument ging hervor, dass der Verfasser oder die Verfasserin diesen Menschen nicht wohlgesonnen ist.

 

Sie antworten hier absichtlich vage?

Ja, ich möchte keine Anleitung dafür geben, wie man solche Listen selbst finden kann. Deshalb kann ich Ihnen nicht mehr sagen, als dass meine Kollegin Isabell Beer diese Liste auf einer einschlägigen Website entdeckt hat. Wer auf solchen Listen steht, kann bedroht werden. Es stand allerdings nicht ausdrücklich in dem Dokument, dass man die Abgeordneten zu Hause besuchen sollte oder Ähnliches.

 

Im verschwörungsideologischen und rechtsextremen Milieu werden oft sogenannte Feindeslisten geteilt. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erhält Personenschutz.

Ja, solche Drohungen können auch sehr ernst sein. Das hat im Jahr 2019 der rechtsextreme Mord am Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke gezeigt, gegen den auch im Netz gehetzt wurde.

 

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Wie landen solche Adressen im Netz?

Mich hat das am meisten überrascht, denn viele Adressen kamen aus staatlichen Quellen. Erstens erscheinen vor Wahlen offizielle Amtsblätter. Dort stehen die Namen und Adressen der Kandidierenden aus dem jeweiligen Wahlkreis drin. Viele geben dafür ihre Büro-Adressen an, aber nicht alle. Manche kandidieren vielleicht zum ersten Mal und haben noch kein Büro. Zweitens hat der Bundeswahlleiter bis zum Jahr 2017 ein Heft herausgegeben, in dem die Adressen der Hunderten Kandidierenden zur Bundestagswahl fein säuberlich aufgelistet sind. Inzwischen ist das nicht mehr so. Und dann gibt es noch Parteispenden: Viele Abgeordnete spenden an ihre eigene Partei, und Spenden über 10.000 Euro landen mit Namen und Adresse in den Transparenzberichten der Fraktionen.

 

Zum ganzen Interview

 

Zum Autor: Sebastian Meineck ist Tech-Journalist in Berlin. An dieser Stelle schreibt er regelmäßig über die spannendsten Werkzeuge für die Onlinerecherche.