Vermischtes
Newsroom – Marc Bartl

Na prost Mahlzeit: Wird die Marke Gault&Millau in Deutschland unerlaubt genutzt?

Na prost Mahlzeit: Wird die Marke Gault&Millau in Deutschland unerlaubt genutzt? Hans Fink (Foto: Hubert Burda Media)

Der französische Lizenz­geber des Restau­rant­führers Gault&Millau wirft Henris Edition vor, die Marke seit Monaten ohne Genehmigung zu nutzen. Henris Edition hat die Rechte unter Führung von Hans Fink vor zwei Jahren von Burda übernommen – und will sich jetzt gegen die heftigen Anschuldigungen wehren.

Berlin – Gault&Millau Paris teilte am Freitag mit, dass der Lizenzvertrag mit dem deutschen Partner, der Firma Henris, im November 2023 gekündigt worden sei. Diese Entscheidung sei „die unmittelbare Folge eines Zahlungsausfalls und der Verletzung weiterer vertraglicher Verpflichtungen aus unserem gemeinsamen Lizenzvertrag“, so die Darstellung von Gault&Millau Paris. Danach habe man mit großen Bedauern feststellen müssen, dass der ehemalige Partner trotz der offiziellen Beendigung der Zusammenarbeit weiterhin den Namen Gault&Millau verwende und ein Bewertungssystem sowie Geschäftspraktiken nutze, die in keiner Weise die Standards, die Ethik und die Werte widerspiegelten, für die die Marke seit ihrer Gründung stehe, so der französische Lizenzgeber.

 

Gault&Millau Paris macht dem deutschen Publisher Henris Edition heftige Vorwürfe: „Gault&Millau weist ausdrücklich jede Verbindung mit den Bewertungssystemen und -Methoden zurück, die derzeit von dem genannten ehemaligen Partner angewandt werden und die von unserer Marke weder genehmigt noch bestätigt wurden. Wir distanzieren uns klar von solchen Praktiken, die geeignet sind, sowohl Branchenprofis als auch die breite Öffentlichkeit zu täuschen.“

 

Der Publisher Henris Edition ging unter der Leitung von Hans Fink Anfang 2022 an den Start und übernahm die Tätigkeiten für Gault&Millau, zu denen im Besonderen die Bewertung von Restaurants gehört. Bisheriger Lizenznehmer war der BurdaVerlag. Fink war hier zuvor u.a. verantwortlicher Geschäftsführer für Food.

 

Gültige Lizenz?

„Henris Edition verfügt über eine weiterhin gültige Lizenz für die Marke Gault&Millau in Deutschland auf Grundlage eines wirksamen Lizenzvertrages“, teilt das Unternehmen nun mit. Die Lizenzkosten seien vertragsgemäß bis einschließlich 2025 vollständig bezahlt. Henris Edition werde die Lizenz und die daraus resultierenden Rechte vollumfänglich wahrnehmen. Der in München beheimatete Verlag betont: „Die derzeit im Umlauf befindlichen Nachrichten sind ruf- und geschäftsschädigend und werden mit Nachdruck zurückgewiesen. Henris Edition behält sich ausdrücklich rechtliche Schritte, insbesondere auf Unterlassung und Schadensersatz, gegen die Urheber vor.“ Und weiter: „Die Tests und Verkostungen sind in den letzten Wochen gestartet und halten sich an die etablierten Qualitätsstandards, für die Henris Edition seit Übernahme der Lizenz steht. Wie angekündigt werden sowohl die Guides von Henris Edition im Herbst publiziert als auch aktuelle Testergebnisse in der Gault&Millau by Henris App veröffentlicht.“

 

Verlagsgründer Hans Fink sagt gegenüber der „Welt“, dass man die Vorwürfe von Gault&Millau für komplett substanzlos halte. An diesem Montag wolle er daher rechtliche Schritte einleiten. Auch die impliziten Vorwürfe, Bewertungen seien käuflich, weist Fink gegenüber der Welt zurück. „Wir haben nie eine Gegenleistung für eine Bewertung verlangt. Unsere 30 Tester arbeiten stets anonym, wir zahlen die Rechnungen.“

 

Fink bereitet sich der Welt zufolge auf einen Neustart unter einer eigenen Marke vor. „Schon in den kommenden Tagen werde er zudem einen Partner für die Expansion ins Ausland vorstellen, kündigte er an. Zudem könne er die kürzlich gestartete App auch auf eigene Faust fortführen“, heißt es in dem Bericht von Christoph Kapalschinski.

 

Sebastian Späth, Deutschland-Chefredakteur vom Gastro-Guide „Falstaff“, befasst sich auch mit dem Lizenzstreit bei der Konkurrenz. Er weist in einem Artikel darauf hin, dass es seit einigen Wochen beim Klick auf die deutsche Website von Gault&Millau heißt: „Please retry later“. Wie Späth die Lage einschätzt.