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Reemtsma: Journalismus muss kein literarisches Erlebnis sein

Der Fälschungsfall um den Reporter Claas Relotius hat den Auftakt des Jahrestreffens der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche bestimmt.

Hamburg (dpa) − Der Fälschungsfall um den Reporter Claas Relotius hat den Auftakt des Jahrestreffens der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche in Hamburg bestimmt. Der Hamburger Literaturwissenschaftler Jan Philipp Reemtsma plädierte mit Blick auf die Reportagen, in denen Relotius zum Teil Protagonisten und Szenen erfunden hatte, für eine strengere Trennung von Literatur und Journalismus. „Die Reportage ist keine Literaturform in dem Sinne, dass sie die Lizenz hat, dass sie machen kann, was sie will“, sagte der 66-Jährige am Freitag in Hamburg.

Er erwarte von Texten in einer Zeitung oder Zeitschrift vor allem, dass sie stimmten, sagte Reemtsma. Er erwarte kein literarisches Erlebnis. „Wenn wir nicht informiert werden, sondern irgendwelchen erdichteten Schrott bekommen, dann werden wir am Kiosk betrogen.»

Der Spiegel-Verlag hatte die Fälschungen im Dezember 2018 öffentlich gemacht. Daraufhin gab es intensive Diskussionen über die Glaubwürdigkeit der Medien.

Die zweitägige Jahrestagung der Journalistenvereinigung Netzwerk Recherche bietet unter dem Motto „Abenteuer Recherche“ zahlreiche Workshops und Podiumsdiskussionen. Weitere Schwerpunkte der Konferenz sind Online-Recherche, Datenjournalismus, Recherche-Handwerk und Pressefreiheit.

Netzwerk Recherche e.V. wurde 2001 gegründet, um die journalistische Recherche und den Qualitätsjournalismus in Deutschland zu stärken.