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dpa

Slowakisches Gericht verschiebt Urteil im Journalistenmord-Prozess

In dem Verfahren wegen des Mordes an Jan Kuciak und seiner Partnerin tut sich das Gericht schwer bei der Urteilsfindung gegen Todesschützen, Mitwisser und Auftraggeber. Die Richter nehmen sich noch einen Monat Zeit.

Preßburg (dpa) − Die mit Spannung erwartete Urteilsverkündung im slowakischen Journalistenmord-Prozess ist überraschend verschoben worden. Das international meistbeachtete Gerichtsverfahren der Slowakei hätte am Mittwoch zu Ende gehen sollen. Erst am Nachmittag davor teilte das zuständige Spezialgericht die Absage dieses Termins bekannt. Als Begründung nannte es in einer schriftlichen Mitteilung an die dpa und lokale Medien „die Notwendigkeit weiterer Beratungen des Richtersenats über das vorbereitete Urteil“. Nächster Termin sei der 3. September, hieß es ohne eindeutige Festlegung, ob dann das Urteil zu erwarten sei.

 

In dem Prozess geht es um den Mord am Investigativ-Journalisten Jan Kuciak und seiner Verlobten Martina Kusnirova am 21. Februar 2018. Die beiden 27-Jährigen wurden in ihrem Haus erschossen. Angeklagt sind der Unternehmer Marian Kocner als mutmaßlicher Auftraggeber des Mordes sowie eine mutmaßliche Organisatorin und ein als Mittäter beschuldigter Ex-Polizist. Der Todesschütze und ein weiterer Mittäter haben bereits Geständnisse abgelegt.

 

Kuciak hatte über zwielichtige Geschäfte des Millionärs Kocner berichtet, aber auch über andere Verfilzungen von Politik und Geschäftemacherei. Eine erst nach seinem Tod veröffentlichte Reportage löste Massendemonstrationen gegen Korruption aus und führte zum Rücktritt der damaligen Regierung.

 

Die vorsitzende Richterin hatte Ende Juli das Beweisverfahren mit der Begründung abgebrochen, dass bereits genug Beweise und Zeugenaussagen vorgebracht seien, um ein abschließendes Urteil zu bilden. Am Mittwochvormittag sollte daher nur mehr das Urteil verkündet und begründet werden, wie das zuständige Spezialgericht in Pezinok nahe Bratislava der Deutschen Presse-Agentur noch am Vormittag bestätigte. Die kurzfristige Absage löste Spekulationen über Uneinigkeiten unter den Richtern aus.