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"Stern"-Chefredakteure fordern strengere Maßstäbe für Journalisten

Thomas Osterkorn kritisierte auch die Journalistenverbände. Diese könnten natürlich "etwas sorgfältiger damit umgehen, wem man einen Ausweis gibt und wem nicht", sagte er

Berlin (ddp). Die "Stern"-Chefredakteure Andreas Petzold und Thomas Osterkorn fordern angesichts der angeblichen Bespitzelung von Politikern strengere Maßstäbe für den Journalistenberuf. "Wir Journalisten sollten mal darüber nachdenken, ob es nicht ein Akt der Selbstreinigung wäre, wenn wir die Kriterien, wer eigentlich Journalist ist, ein bisschen enger definieren würden", sagte Osterkorn der "Tageszeitung" (Dienstagausgabe) laut einem Vorabbericht.

Osterkorn kritisierte auch die Journalistenverbände. Diese könnten natürlich "etwas sorgfältiger damit umgehen, wem man einen Ausweis gibt und wem nicht", sagte er. "Da aber die Verbände möglichst viele Mitglieder haben wollen, um möglichst mächtig zu sein, haben sie daran kein großes Interesse."

Chefredakteur Osterkorn forderte, ein Journalist müsse "eine solide journalistische Ausbildung" nachweisen. "Denn sonst wird jeder, der behauptet, ich kann schreiben und ich greife zum Äußersten, nämlich zum Telefonhörer, damit schon zum Journalisten."

Der "Stern" hatte über angeblich unlautere Methoden der in Berlin ansässigen Firma CMK berichtet, die im Auftrag der Illustrierten "Bunte" den früheren SPD-Chef Franz Müntefering, Linksparteichef Oskar Lafontaine und CSU-Chef Horst Seehofer beschattet hatten. Auch Ex-Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sowie Niedersachsens Ministerpräsident Christian Wulff und der frühere baden-württembergische Regierungschef Günther Oettinger (beide CDU) sollen laut "Stern" im Visier der Agentur gewesen sein. "Bunte"-Chefredakteurin Patricia Riekel hatte betont, nichts von unlauteren Methoden gewusst zu haben.