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Umbruch in Köln: Was bei den DuMont-Zeitungen jetzt alles anders wird

Umbruch in Köln: Was bei den DuMont-Zeitungen jetzt alles anders wird Thomas Schultz-Homberg

Thomas Schultz-Homberg will beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Digitalabos massiv steigern und die Reichweite des „Express“ verdreifachen.

Köln – Thomas Schultz-Homberg, Chef des Regionalgeschäfts von DuMont, hat ehrgeizige Ziele: Er will beim „Kölner Stadt-Anzeiger“ die Digitalabos massiv steigern und die Reichweite des „Express“ verdreifachen. Wie soll das gehen – und was bedeutet es für die Mitarbeiter? Auszug aus dem Interview mit Thomas Schultz-Homberg in „kress pro“:

 

Herr Schultz-Homberg, die DuMont -Mediengruppe hat in den vergangenen zwei Jahren ihre Zeitungen in Berlin, Hamburg und Halle verkauft. Lange haben Regionalmedienhäuser darauf gesetzt, immer größer zu werden. Ihnen sind als Zeitungen nur noch der"„Kölner Stadt-Anzeiger“ und der „Express“ geblieben. Sind Sie damit in den nächsten fünf Jahren und darüber hinaus wirklich groß genug, um im Geschäft zu bleiben?

Thomas Schultz-Homberg: Die Verlage in Berlin, Hamburg und Halle machten weniger als die Hälfte des Regionalmediengeschäfts von DuMont aus. Wir können das Geschäft nicht nur für die nächsten fünf Jahre, sondern auch langfristig groß genug halten. Das Unternehmen ist kerngesund und wir sind in einer wirtschaftlich starken Metropolregion, in der künftig digitale Entwicklungen wie Smart City schneller prosperieren werden, als es etwa in sehr ländlichen Regionen der Fall sein wird. Sie sehen: Wir müssen hier nicht in wilder Panik um die Fichte rennen, sondern unser Geschäft digitalisieren und so für die Zukunft aufstellen.

 

In großen Unternehmen kann man die Kosten breiter verteilen. Das geht bei Ihnen jetzt aber nicht mehr.

Wenn man es klug aufbaut, kann man das Geschäft auch alleine gut betreiben. Bestimmte Gewerke können wir fremdvergeben oder Kooperationen eingehen, was wir bereits heute an einigen Stellen machen. Wir müssen nicht alles selbst machen, sondern nur unsere Kernleistung: Nachrichten und Inhalte für die Metropolregion. Das können wir besser als jeder andere und darauf können wir uns jetzt voll konzen-trieren. Wir müssen uns nicht mehr damit beschäftigen, was in Berlin, Hamburg oder Halle passiert.

 

Sie sagen, das Geschäft ist kerngesund. Ich schätze, dass Sie inklusive Beteiligungen etwa bei Lokalradios und Anzeigenblättern rund 200 Millionen Euro Umsatz erwirtschaften und bei einer Ebitda-Rendite vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von rund 15 Prozent liegen. Würden Sie sich dagegen wehren?

(lacht) Nein. Unsere Zahlen sind besser als bei sehr vielen anderen Verlagshäusern. Ich mache mir keine Sorgen, dass unser Geschäft zu klein werden könnte oder wir an einen Schmelzpunkt kommen könnten. Wir haben eine gute Grundlage, um hier ein digitales Medienhaus zu bauen. Dazu haben wir uns auch einen neuen Namen gegeben. Wir heißen jetzt Kölner Stadt-Anzeiger Medien. Damit stellen wir unsere Kernmarke bewusst in den Fokus. Die Umbenennung ist ein sehr wichtiger Meilenstein im Rahmen unserer strategischen Neuausrichtung. Die neue Dachmarke steht symbolisch auch für unseren Aufbruch in die digitale Zukunft.

 

Dennoch gehen die Erlöse insgesamt im Geschäft mit Regionalmedien künftig zurück. Wie gehen Sie damit um?

Wir haben für unseren zukünftigen Weg drei strategische Stoßrichtungen definiert. Erstens: Wir werden eine Digitaloffensive starten und dieses Unternehmen zu einem digitalen Verlag umbauen. Das bedeutet auch, dass wir auf lange Sicht zwar weniger Umsatz erzielen werden, wenn auch nicht so signifikant, wie manche vielleicht erwarten. Dafür wird aber künftig die Ebitda-Marge deutlich ansteigen, weil man das Digitalgeschäft günstiger betreiben kann. In der Digitalisierung liegt die Lösung für das Problem sinkender Erlöse. Deswegen hat es die höchste Priorität. Das Zweite ist: Flexibilisierung des Printgeschäfts. Das heißt vor allem: Die Ertragskraft des Printgeschäfts auch unter Berücksichtigung einer rückläufigen Auflage für eine noch möglichst lange Zeit profitabel zu halten und mit Hilfe von Technologien zu flexibilisieren. Dadurch können wir Kosten einsparen, vor allem aber die Produktivität erhöhen. Und als dritte Priorität schauen wir uns auch alle Beteiligungen an: von den regionalen Radios, den Anzeigenblättern bis zu Köln-Ticket.

 

Alle Verlage sparen doch schon seit Jahren: Liegt da noch so viel drin?

Ja, da ist noch erhebliches Potenzial, weil wir uns immer wieder neu aufstellen und nicht nur die bestehenden Strukturen optimieren. Wir können vor allem die Rentabilität steigern, ohne die Qualität der Produkte zu berühren. Ich gebe Ihnen ein einfaches Beispiel: Wenn es in einer Kreisausgabe vier Wechselseiten gibt, weil ein Anzeigenkunde keine größere Einheit bezahlen möchte, dann kostet das mehr, als es bringt. Da können wir generöser sein. Auch in der Logistik und bei der Herstellung gibt es noch erhebliche Potenziale sowie Synergien, die wir heben, und Prozesse, die wir optimieren können.

 

Noch mal zu den Kosten. Was ist in der Vergangenheit schiefgelaufen, wenn Sie da noch so enormes Potenzial sehen?

Gar nichts. DuMont hat sich ab Ende 2014 mit den Regionalmedien schon einmal neu aufgestellt und mit der Standardisierung aller Prozesse massiv Kosten eingespart. Jetzt stehen wir wieder am Anfang einer neuen Unternehmensphase, die großes Potenzial hat. Heute gibt es viele technologische Neuerungen, die wir jetzt nutzen können. Sie können zum Beispiel heute bei den Rechnungen den Workflow weitgehend automatisieren, was vor einigen Jahren so noch nicht möglich war. Viele in unserer Branche, aber auch außerhalb, haben bisher zu wenig verstanden, welche riesigen Potenziale die Digitalisierung bietet. Sie verändert nicht nur unsere Produkte draußen im Markt, sondern auch intern muss das ganze Unternehmen mit all seinen Prozessen digital arbeiten. Künstliche Intelligenz, Machine Learning und Robotics müssen wir auch nutzen, um unsere internen Abläufe zu verbessern. Da ist viel möglich und dafür bin ich hier angetreten.

 

Das heißt aber auch, dass die Personalkosten sinken werden.

Selbstverständlich. Wenn der Umsatz langfristig schrumpft und künftig die Ebitda-Marge steigen soll, kann das Unternehmen natürlich nicht mit derselben Personaldecke weiterarbeiten.

 

Man trifft dennoch selten Führungskräfte, die sich trauen, das auch so zu sagen, weil das natürlich Ängste bei den Mitarbeitern weckt.

Wir müssen an der Stelle ehrlich sein. Das heißt natürlich nicht, dass es massenweise zu Entlassungen kommt. Unser Anspruch lautet, Arbeitsplätze durch Effizienzmaßnahmen zu sichern. Denn das allermeiste kann man über natürliche Fluktuation machen, indem z. B. Stellen nicht nachbesetzt werden. Und in manchen Bereichen werden auch neue Jobs entstehen. Es ist nur die Frage, wie man diese Stellen besetzt. Teilweise wird uns das sicherlich mit Hilfe von Qualifizierungen der Mitarbeiter gelingen. Wir stehen jetzt vor einem Umbruch: Wir müssen uns von einer prozessgetriebenen und meinungsgetriebenen Organisation zu einem Unternehmen entwickeln, das data-driven ist. Daten sind künftig das Wichtigste und künstliche Intelligenz wird uns dabei helfen, diese Daten zu nutzen. Das wird darüber entscheiden, ob News-Unternehmen in der digitalen Welt weiter Erfolg haben oder nicht.

 

„Dabei stehen wir als Branche noch ganz am Anfang“ – richtig oder falsch?

Richtig. Aber wir haben erkannt, wie es geht. Wir stehen im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der Nutzerinnen und Nutzer mit Unternehmen wie Netflix und Spotify, die genau so arbeiten.

 

Im kompletten Interview lesen Sie, was Thomas Schultz-Homberg über den immer härter werdenden Kampf um Aufmerksamkeit, das Ziel „Exzellenz“, und die Personalisierung von Inhalten als Schlüssel sagt.