Vermischtes
KNA

USA-Korrespondentin: Trump verstärkt Druck auf die Auslandspresse

Bei einem Roundtable des International Press Institutes berichtet „Tagesspiegel“-Korrespondentin Juliane Schäuble über die Auswirkungen von Trumps Medienpolitik auf die Presse und die Berichterstattung aus Washington.

Berlin (KNA) – Die Maßnahmen der Trump-Regierung betreffen zunehmend auch ausländische Journalistinnen und Journalisten. So sei heute auch der White House Foreign Press Pool, der Zusammenschluss internationaler Korrespondierender für die Berichterstattung aus dem Weißen Haus, in seiner Arbeit eingeschränkt, berichtete die USA-Korrespondentin des Berliner Tagesspiegels, Juliane Schäuble, am Dienstag bei einer Veranstaltung der deutschen Sektion des International Press Institutes (IPI) in Berlin.

 

„Wir müssen uns jeden Tag neu fragen: Sind wir heute drin oder nicht?“, so Schäuble. Bislang habe der Pool eigenverantwortlich geregelt, wer von den akkreditierten Journalistinnen und Journalisten stellvertretend für die anderen an Pressekonferenzen und Terminen mit dem US-Präsidenten teilnimmt. Nun erfolge die Auswahl willkürlich durch Trump-Sprecherin Karoline Leavitt und deren Mitarbeiter. Viele Plätze seien zudem für „alternative Medien“ und Influencer vorgesehen.

 

„Die stellen dann aber keine Fragen, sondern beglückwünschen Trump zu seiner Politik“, sagte Schäuble. „Natürlich stellen wir weiter kritische Fragen, Trump macht auch deutlich mehr Pressekonferenzen als sein Vorgänger Joe Biden – aber was hat man von den Antworten? Nichts Belastbares.“

 

Hohe Schadensersatzforderungen

Das Ganze sei Teil einer Scharade, sagte Schäuble: „Wir tun so, als wäre alles okay. Aber das stimmt nicht mehr.“ Leavitt erkläre den Journalistinnen und Journalisten „jeden Tag, dass wir kein Recht darauf haben, im Weißen Haus zu sein“. Dies habe mit professionellem Verständnis von Pressearbeit einer Regierung nichts zu tun. „Hier werden Grenzen ausgetestet. Sie wollen bestimmen, was Nachrichten sind. Natürlich kommt sie damit bei uns nicht durch – aber es erzeugt schon Druck“, so Schäuble. Dazu zählten auch die Prozesse und hohen Schadensersatzforderungen, mit denen Trump und seine Administration große US-Medien wie die Sender ABC oder CBS überzogen hätten.

 

Darunter leide auch die Berichterstattung insgesamt. „Ich muss mich immer fragen: Bleibe ich einen ganzen Tag im Weißen Haus, um dann vielleicht für eine halbe Stunde mit ins Oval Office zu dürfen, oder gehe ich raus und mache ganz andere Geschichten?“, sagte Schäuble. „Ich bin nicht darauf angewiesen, im Weißen Haus zu sein und den Präsidenten zu sehen.“

 

„Höchst bedenklich“

Mit Trump selbst müsse aber nach klaren journalistischen Kriterien umgegangen werden, forderte Schäuble: „Ich mag Trump weniger als Kamala Harris oder Joe Biden – aber ich bewerte sie nach den gleichen journalistischen Maßstäben.“ Nur weil Trump schwieriger sei, „war nicht alles super, was die Biden-Regierung gemacht hat“.

 

Klar sei aber, dass die aktuelle US-Regierung keine „klare, neutrale Berichterstattung“ wünsche. Mit Blick darauf, dass Trump erst seit gut 100 Tagen im Amt sei, „ist das höchst bedenklich und lässt nichts Gutes erwarten“, so Schäuble.

 

Die deutsche Sektion des IPI hatte zum dritten Mal Expertinnen und Experten sowie Medienverantwortliche zu einem Roundtable zum Thema „Journalismus in Zeiten des Populismus – Wie können wir Vielfalt, Unabhängigkeit und Freiheit in den Medien sturmfest machen?“ eingeladen. Neben Juliane Schäuble sprachen auch Hamburgs Kultur- und Mediensenator Carsten Brosda (SPD) und Maria Exner, Intendantin des Publix – Haus für Journalismus in Berlin.