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Was muss passieren, damit Hetzer im Netz es nicht mehr so leicht haben, Herr Gutjahr?

Was muss passieren, damit Hetzer im Netz es nicht mehr so leicht haben, Herr Gutjahr? Richard Gutjahr (Foto: Mathias Vietmeier)

Gutjahr war selbst Opfer von Hetze im Netz. Nun sagt er, was man gegen die Täter tun kann.

Berlin – Der Moderator und Journalist Richard Gutjahr war selbst Opfer von Hetze. Im Sonderheft zum 25. Geburtstag von kress.de sagt er, was man gegen die Täter tun kann.

 

Sie und Ihre Familie sind seit Jahren Opfer von Hetzern im Netz. Was muss passieren, damit es die Täter nicht mehr so leicht haben, Herr Gutjahr?

Richard Gutjahr: „Hass und die Hetze sind die zwangsläufigen Begleiterscheinungen einer sich rasant digitalisierenden Gesellschaft. Wachstumsschmerzen, wenn man so will, vergleichbar mit den nicht immer nur positiven Effekten von Globalisierung. Mit jedem neuen Smartphone, jedem Tweet, jeder Whatsapp-Nachricht wer- den die Effekte spürbarer. Meine Beobachtung: Nicht die Jungen, die das Internet schon immer kannten, sind das Problem, sondern diejenigen, die erst jetzt Facebook, Youtube und Co. für sich entdeckt haben: Das sind vor allem ältere Menschen, die spät zur Party dazugestoßen sind. Darunter erstaunlich viele Führungskräfte, Staatsanwälte, aber auch Medienmanager, die lange gedacht hatten, das Social Web sei reine Zeitverschwendung.  

 

Wohin diese Ignoranz führte, sehen wir heute, wo sich Falschnachrichten in der Gesellschaft ausbreiten wie ein Virus. Der Impfstoff: digitale Medienbildung. Doch anders als in Politiker-Sonntagsreden gerne gefordert, würde ich bei der Impf-Reihenfolge gezielt vorgehen wie bei Covid-19: Erst die Alten, Menschen, die in kritischen Infrastrukturen arbeiten (Lehrer, Beamte, Juristen), dann die jüngeren Jahrgänge. Letztere sind zwar nicht immun gegen Hass und Falschnachrichten, besitzen aber einen antrainierten Bullshit-Detektor, der sie weniger anfällig macht gegen Quatsch. Wir müssen begreifen, dass Worte, in Kombination mit Facebooks und Googles Weapons of Math Destruction, sehr reale Konsequenzen für unsere Demokratie haben können. Ob Programmierer oder Programmdirektor. Wir müssen aktiv werden. Nichtwissen ist keine Option. Wir alle, ob wir wollen oder nicht, sind mitverantwortlich für das, was im Netz passiert. Spätestens seit der Erstürmung des Kapitols in Washington sollte der Letzte von uns kapiert haben: What happens in Vegas doesn’t stay in Vegas.“

 

Kostenlos zur Jubiläumsausgabe 25 Jahre kress.de

 

Menschen im Geburtstagsheft:

Carsten Knop (FAZ), Sebastian Turner (Trafo MediaTech), Jan-Eric Peters (NZZ), Gabor Steingart (Media Pioneer), Marco Fenske (RND), Meinolf Ellers (dpa), Jochen Wegner (Zeit), Stefan Ottlitz (Spiegel), Kai Gniffke (SWR), Daniel Steil (Burda Forward), Lorenz Maroldt (Tagesspiegel), Steffi Dobmeier (Schwäbische Zeitung), Andreas Arntzen (Wort & Bild Verlag), Carina Laudage (G+J), Jan Ippen (Ippen Digital), Andreas Lenz (t3n Magazin), Gerlinde Hinterleitner (Standard), Dietmar Wolff (BDZV), Johannes Hauner (SZ), Christoph Bauer (DuMont), Peter Hogenkamp (Scope Content), Mirijam Trunk (Mediengruppe RTL).

 

Themen im Geburtstagsheft:

  • Entertainer Klaas Heufer-Umlauf gibt im Interview einen nachdenklichen Blick auf die Medien und digitale Trends.
  • FR-Chef und Digitalvordenker Thomas Kaspar schreibt, wo wir heute stehen und wo jetzt die größten Chancen liegen.
  • „Ich war nie digitalgläubig, du?“: Im Gespräch zwischen Herausgeber Johann Oberauer und kress.de-Gründer Peter Turi war mächtig Feuer drin.
  • „Keiner verlässt den Raum, bis der Newsletter verschickt ist“: kress.de-Chefredakteur Marc Bartl lüftet exklusiv fünf Geheimnisse.
  • Waren 18 Monate Pandemie eine Chance? Haben die Medien etwas gelernt? Neun Erkenntnisse von n-tv.de-Chef Tilman Aretz.
  • Lieblingsanekdoten: Woran sich die ehemaligen kress.de-Chefredakteure (u.a. Thomas Kemmerer und Stefan Winterbauer) gerne erinnern.
  • Wie wir morgen arbeiten werden Sechs Job-Trends, mit denen Medienprofis rechnen müssen, beschreibt Karrierecoach und kress.de-Kolumnist Attila Albert.
  • „Das Internet ist nichts Greifbares“: Kress-Gründer Günther Kress über das Digitale – und alles andere.

 

Hintergrund: kress.de erscheint wie newsroom.de im Medienfachverlag Oberauer.