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Wer verdient an Böhmermann?

Wer verdient an Böhmermann? Jan Böhmermann

Der Entertainer Jan Böhmermann pocht bei anderen auf Transparenz. Was seine eigenen Geschäfte angeht, ist er ziemlich verschlossen. „kress pro“ stieß auf eine merkwürdige Firmenkonstruktion.

Berlin – Jan Böhmermann kritisiert gerne und laut. Auch vor dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk macht er dabei nicht Halt und monierte Anfang November 2022 so dies und das – auch am ZDF. „Der öffentlich-rechtliche Rundfunk: Falsche Verteilung von Geldern, schlechte Arbeitsbedingungen und veraltete Strukturen in den Gremien“, so wird die Sendung im Netz angekündigt. Thema darin auch: die Bezahlung und Altersvorsorge des Spitzenpersonals bei ARD, ZDF und Co.

 

Wenn es um eigene finanzielle Belange geht, ist Jan Böhmermann deutlich verschlossener. Zu seinem öffentlich-rechtlichen Verdienst als Moderator der ZDF-Sendung „ZDF Magazin Royale“ mochte Jan Böhmermann auf zwei Anfragen von „kress pro“ in der Vergangenheit keine Stellung nehmen. Auch die aktuelle Anfrage zu den Eigentumsverhältnissen der Produktionsfirma von „ZDF Magazin Royale“ beantwortete der Moderator nicht.

 

Der Hintergrund: Die Sendung wird von der 2020 gegründeten Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld GmbH produziert. Größter Anteilseigner ist mit 60 Prozent die Gruppe 5 Filmproduktion. Sie gehört mehrheitlich (zu 74,9 Prozent) den ZDF Studios. Die anderen 40 Prozent am Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld hält Habicht Medien.

 

Anteilseigner von Habicht Medien ist nicht etwa Jan Böhmermann, sondern Peter Burtz. In der Vergangenheit wurde Burtz in den Medien mehrfach als Manager Böhmermanns zitiert. Zuvor arbeitete er u. a. in der Musikbranche (u. a. EMI) und als Produzent und Co-Autor des Comedy-Formats „Gerd Show“ (über den damaligen Kanzler Gerhard Schröder).

 

Im Gründungsjahr 2020 erzielte Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld (von Oktober bis Dezember), so ist es im „Bundesanzeiger“ hinterlegt, einen Jahresüberschuss von 328.000 Euro, der „ausgeschüttet wurde“. Nach der Höhe seiner Beteiligung betrüge der Anteil von Burtz daran rund 131.000 Euro. Burtz ließ auf Anfrage von „kress pro“ offen, ob ihm das Geld zugeflossen ist.

 

Im Jahr 2021 betrug der Überschuss des Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld 530.700 Euro. Burtz' Anteil nach der Höhe seiner Beteiligung daran: rund 212.000 Euro.

 

Der Vorgang wirft Fragen auf: Warum hält Peter Burtz überhaupt Anteile am Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld?

 

Das ZDF beantwortete die Frage nicht und leitete sie an die beteiligte Tochter ZDF Studios weiter. Die nicht erhellende Antwort: „Mit welchen Partnern Gemeinschaftsunternehmen unterhalten werden, unterliegt jeweils der unternehmerischen Entscheidung des Gesellschafters aus der ZDF Studios Gruppe.“

 

Das Büro von Jan Böhmermann antwortete auf „kress pro“-Anfrage ebenfalls nicht. Im Interview mit dem Fachdienst dwdl.de begründete er den Wechsel von der alten Produktionsfirma btf zum Unterhaltungsfernsehen Ehrenfeld so: „Ich will kein Fabrikbesitzer sein und in die Reproduktion rutschen, ich will mir lieber weiter Quatsch ausdenken. Darum habe ich mich Anfang Januar 2020 verabschiedet. Wenn man die Konsequenz, die man bei der Arbeit an den Tag legt, auch bei den Bedingungen, in denen man arbeitet, anlegt, dann muss man, wenn es nicht anders geht, eben raus aus der Struktur.“

 

Was das auch finanziell für ihn oder Peter Burtz heißt, wird er wissen und behält es lieber für sich.

 

Die Top-Themen im neuen „kress pro“:

  • So gelingt der KI-Einstieg: Ippen-Digital-Chefredakteur Markus Knall sagt, wo sich der Einsatz in der Redaktion schon lohnt und was er kleinen Häusern strategisch rät.
  • Ranking: Welche Redaktionssysteme die meisten Kunden haben.
  • Reichelt-Affäre: Warum sie sich zum Medienskandal ausweitet.