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Demokratie-Kampagne: Bei wem Rainer Esser abblitzte

Demokratie-Kampagne: Bei wem Rainer Esser abblitzte Gehört zu den Initiatoren der #Zusammenland-Kampagne: Rainer Esser (Foto: Johannes Arlt)

Mitte Februar erschienen in Medien des Verlegers Dieter von Holtzbrinck, in der „Süddeutschen Zeitung“ sowie beim Außenwerber Ströer Motive der gegen Rechtsextremismus gerichteten Kampagne „#Zusammenland – Vielfalt macht uns stark“. Welche bekannten Medien nicht bei der von „Zeit“-Geschäftsführer Rainer Esser angeschobenen Aktion mitmachten.

Hamburg – Mitte Februar hat eine Medienallianz die Kampagne "#Zusammenland – Vielfalt macht uns stark" gestartet, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen und für Freiheit, Vielfalt und Willkommenskultur einzutreten. Gemeinsam mit 500 Unternehmen, Stiftungen und Verbänden warben „Zeit“, „Handelsblatt“, „Wirtschaftswoche“ und „Tagesspiegel“ (die alle zu den DvH Medien des Verlegers Dieter von Holtzbrinck zählen), die „Süddeutsche Zeitung“ sowie Außenwerber Ströer für die edlen Ziele.

 

Mindestens so interessant ist allerdings, wer sich ausdrücklich nicht beteiligen wollte, schreibt Chefredakteur Markus Wiegand in seiner Kolumne „Aus unseren Kreisen“ im neuen „kress pro“. Nach seinen Recherchen lehnten nämlich sowohl der „Spiegel“ als auch die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) das Angebot ab, dabei zu sein. Das Nachrichtenmagazin teilte auf Anfrage mit: Der Spiegel beteiligt sich grundsätzlich nicht an Kampagnen, weil er seine journalistische Position nicht verlassen möchte.“ Die FAZ schrieb, die Zeitung stehe für „Freiheit und Demokratie“ in der täglichen Berichterstattung ein. „Unser Weg ist die inhaltlich-analytische Auseinandersetzung mit den wichtigen Themen dieser Zeit, daher haben wir uns gegen die Beteiligung an einer Kampagne entschieden, die – zwangsläufig wie alle Kampagnen – mit Verkürzungen und Schlagworten arbeiten muss.“ Man stehe jedoch hinter der Intention der Kampagne und wünsche „den Kollegen viel Erfolg damit“.

 

Bei wie vielen Medien die „Zeit“ noch angefragt hat, mochte man auf Anfrage nicht verraten. Die „Zeit“ ließ jedoch durchblicken, dass die Idee zur Kampagne kurzfristig entstanden ist. Dabei konzentrierte man sich darauf, einige wenige Qualitätsmedien an Bord zu holen. Die interessante Frage, ob man dazu nach Auffassung der Initianten die „Welt“ von Axel Springer zählen darf, können wir nicht beantworten. Auch die Springer-Pressestelle mochte zur Erhellung keinen Beitrag leisten.

 

„Es gibt gute Gründe dafür, in diesen unruhigen Zeiten ein Zeichen zu setzen. Und es gibt ebenso gute Gründe dafür, dabei nicht mitzumachen. Ich neige eher zu Letzterem. Medien sollten es vermeiden, zum Akteur zu werden“, schreibt Wiegand. Der beste und einfachste Weg, für Demokratie einzutreten, sei es, guten Journalismus zu verbreiten. Alles andere habe immer diesen leicht alarmistischen Touch, ganz so, als stünde die Machtergreifung kurz bevor.

 

Hintergrund:
Die Kampagne "#Zusammenland – Vielfalt macht uns stark" umfasste zum Auftakt eine Doppelseite in den beteiligten Zeitungen und digitale Außenwerbung bei Ströer. Ins Leben gerufen haben die Kampagne Rainer Esser (Die Zeit), Gabriel Grabner (Tagesspiegel), Christian Schmalzl (Ströer), Andrea Wasmuth (Handelsblatt Media Group) und Christian Wegner (Süddeutsche Zeitung).

 

Weitere Must Reals im neuen „kress pro“:

  • 11 gute Ideen für Ihr Geschäft: Fachmedienprofis wie Christine Fuß von der Gruppe Hüthig Jehle Rehm setzen auf neue Produkte und entwickeln Traditionsmarken weiter. Erfolgreiche Cases aus elf Verlagen.
  • Plus: Mit welchen Strategien Fachmedien die Transformation meistern, sagt Berater Marco Olavarria.
  • Technologie: Wie eine KI bei der „Rheinischen Post“ Texte mit den Stimmen der Autorinnen und Autoren automatisch vertont.
  • Ranking: Welche Themen bei Medien digital für Reichweite und Conversion sorgen.
  • Spezial: Wie Medien bessere Arbeitgeber werden