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Im digitalen Sturm – Wie Hass im Netz die Pressefreiheit bedroht

Im digitalen Sturm – Wie Hass im Netz die Pressefreiheit bedroht Isabell Beer (Foto: X)

Shitstorms sind für viele Medienschaffende Alltag geworden. Wie es Investigativjournalistin Isabell Beer nach ihrer Recherche auf Metal-Festivals erging.

Berlin – Isabell Beer, bekannte Investigativjournalistin, hat kürzlich die dunkle Seite des digitalen Zeitalters erlebt. Nach einer Recherche zu Übergriffen auf Metal-Festivals geriet sie ins Visier einer Onlinecommunity. Ein bekannter Youtuber griff die Recherche in einem eigenen Reaktionsvideo auf. Nach dem Video hagelte es sexistische Kommentare und Beleidigungen in Social-Media-Kommentaren und Privatnachrichten aus der Community des Youtubers. Trotz einer Gegendarstellung blieben die Folgen des Shitstorms Wochen später spürbar, berichtet Olivia Saminck im aktuellen „medium magazin“-Dossier „Leben“. Und sie verweist auf eine Studie der Universität Bielefeld, dass verbale und körperliche Angriffe vor allem gegen Journalistinnen zunehmend zum Berufsalltag gehören.

 

Der digitale Hass hat vielfältige Auswirkungen auf Medienschaffende. Isabell Beer, die sich bereits mit kontroversen Themen befasste, gibt an, dass der aktuelle Shitstorm eine neue Dimension erreicht habe. Auch Marc Feuser vom „ARD-Mittagsmagazin“ berichtet von Hasskommentaren nach einer Immobilienreportage. Die Juristin Anna Wegscheider von HateAid betont, dass die Angriffe darauf abzielen, Journalisten mundtot zu machen.

 

Die Themen, die besonders betroffen sind, reichen von Migration und Feminismus bis zu Corona. Der rauere Ton im Netz hat dazu geführt, dass Medienschaffende vorsichtiger agieren. Wiederholte Hassattacken beeinflussen ihre Arbeit und könnten zu einer Veränderung im digitalen Raum führen. Das Wissen um die Gefahren der digitalen Gewalt könnte langfristig zu einem „Silencing“ führen, bei dem journalistische Stimmen leiser werden.

 

Marc Feuser gibt zu, bei bestimmten Themen vorsichtiger geworden zu sein, um Hass zu vermeiden. Das sieht auch die Universität Leipzig so und berichtet, dass viele Menschen im Netz vorsichtiger agieren, um Angriffsflächen zu vermeiden. Das Risiko des „Silencing“ besteht, wenn Medienschaffende allein gelassen werden. Solidarität und klare Positionierung der Redaktionen sind entscheidend, um gegen Hass im Netz vorzugehen und die Pressefreiheit zu schützen.

 

Zur ganzen Geschichte und wie sich Journalistinnen und Journalisten wehren können

 

Themen im „medium magazin“-Dossier „Leben“

  • Die acht Säulen für ein gutes Leben
  • Wie die Vereinbarkeit von Familie und Journalismus gelingen kann
  • Anja Reumschüssel: „Ein Kind darf kein Karrierehindernis sein“