Philipp Peyman Engel wünscht sich mehr Pluralität in Talkshows

Engel wurde 2023 als Chefredakteur des Jahres ausgezeichnet. Immer wieder sitzt der Vertreter der „Jüdischen Allgemeinen“ in Fernsehtalkshows - und äußert jetzt Kritik an diesen Formaten.

Bonn (KNA) – Der Chefredakteur der „Jüdischen Allgemeinen“, Philipp Peyman Engel, ist für mehr Pluralität bei der Gäste-Auswahl politischer TV-Talkshows in Deutschland. Er forderte eine „faire“ Besetzung, damit der Ausgang solcher Debatten offener sei und das „bessere Argument“ gewinnen könne. Engel ist selbst häufig Gast in Talkshows, etwa zur jüngsten Konfrontation zwischen Israel und dem Iran sowie zum 7. Oktober 2023, als die Terrororganisation Hamas Israel überfiel, etwa 1.200 Menschen tötete und rund 250 Geiseln in den Gazastreifen verschleppte. Kurz davor hatte er seinen Posten als Chefredakteur der jüdischen Wochenzeitung angetreten.

Nach Auftritten in Talkshows erhalte er oft judenfeindliche Hass-Mails und vereinzelt auch Morddrohungen, sagte Engel. Zugleich erreichten ihn zahlreiche Kommentare, etwa von Menschen aus dem christlichen Milieu, die an der Seite Israels und der jüdischen Gemeinschaft stünden. Diese hätten einen „nicht unkritischen, aber fairen, wissenden und solidarischen“ Blick. „Das tut sehr gut.“

„Pressesprecher“ für Israel?
Engel warf die Frage auf, warum Juden in Talkshows die Rolle eines „Pressesprechers“ für Israel einnehmen sollten – und in welcher Rolle überhaupt sie eingeladen würden. In Fernsehdebatten wünsche er sich auch durchaus nichtjüdische Journalistinnen und Journalisten, die sich solidarisch mit Israel äußerten. Engel beklagte, dass es Medienschaffende gebe, die zwar über Israel berichteten, aber selbst noch nie dort gewesen seien, was beispielsweise zu einer einseitigen Berichterstattung führen könne. Zugleich betonte er, dass man sehr wohl Kritik an der israelischen Regierung und ihrem Handeln üben dürfe, sofern sie nicht antisemitisch sei.

Der Journalist äußerte sich am Donnerstagabend im Rahmen der noch bis Montag laufenden Jüdischen Kulturtage Rhein-Ruhr. Engel ist auch Autor des Buches Deutsche Lebenslügen. Der Antisemitismus, wieder und immer noch. Im Jahr 2023 wurde er als Chefredakteur des Jahres ausgezeichnet.