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Was der Datenjournalismus von Tinder lernen kann

Was der Datenjournalismus von Tinder lernen kann Federico Gentile (Foto: Francesca Pham)

In Luxemburg hat sich ein Informatiker mit seinem Verein einer ungewöhnlichen Mission verschrieben. Mit Satellitenbildern und einer App will Federico Gentile 1.800 Zebrastreifen sicherer machen. Was Journalistinnen und Journalisten darüber wissen sollten.

Luxemburg –  Fragt man Federico Gentile, was er so für ein Typ ist, dann sagt er: „Ich finde es interessant, Dinge zu verbessern.“ Der Informatiker engagiert sich im Luxemburger Verein „Zentrum für urbane Gerechtigkeit“ (ZUG) für eine lebenswertere Stadt. Das bisher größte Projekt des Mittdreißigers ist eine Recherche zu sicheren Zebrastreifen. Im Interview mit Sebastian Meineck im aktuellen „medium magazin“ erzählt der eine Geschichte über Datenjournalismus und mauernde Behörden, über die erfolgreiche Suche nach Verbündeten und darüber, welche Enthüllungen in kostenlosen Satellitenbildern schlummern.

 

Gentiles Ansatz basierte auf der Nutzung von OpenStreetMap, einer Kartenplattform ähnlich Wikipedia, und Satellitenbildern, um die genaue Lage der Zebrastreifen zu identifizieren. Da jedoch nicht genügend Daten über die Parkplatzsituation vorhanden waren, entwickelten sie eine innovative App, die auf einem „Zebrastreifen-Tinder“ basierte. Diese App ermöglichte es Freiwilligen, die Sicherheit von Zebrastreifen anhand von Satellitenbildern zu überprüfen.

 

Die Recherche dauerte mehrere Wochen und wurde von einer Gruppe Freiwilliger unterstützt. Trotz der erfolgreichen Durchführung und der positiven Berichterstattung stießen Gentile und sein Team auf Widerstand seitens der Behörden. Die Stadt reagierte zunächst zögerlich und bestritt schließlich die Ergebnisse der Untersuchung. Sie weigerten sich auch, ihre eigenen Daten offenzulegen.

 

Daraufhin beschloss Gentile, rechtliche Schritte einzuleiten, um die Herausgabe der Dokumente zu erzwingen. Dies zeigt, dass ihr Engagement über die reine Datenerhebung hinausgeht und dass sie bereit sind, für Transparenz und Sicherheit in der Stadt zu kämpfen.

 

Trotz der Hindernisse betont Gentile den Wert ihrer Arbeit für die Gemeinschaft. Ihre Initiative hat nicht nur Bewusstsein für das Problem geschaffen, sondern auch positive Veränderungen angestoßen. Durch ihre Recherche wurden bereits einige Maßnahmen ergriffen, um die Sicherheit von Zebrastreifen zu verbessern.

 

Gentile ermutigt auch andere Journalisten, ähnliche datengetriebene Ansätze zu verwenden, um städtische Probleme anzugehen. Er betont die Bedeutung von Technologie und Gemeinschaftsarbeit bei der Lösung komplexer urbaner Herausforderungen.

 

Zum Interview und zu Praxistipps, wie die (Google-)Suche nach gesprochenen Worten geling